Tyson Gay will noch mal aufdrehen - ohne Fast-Food
Düsseldorf (dpa) - Tyson Gay war einst der schnellste Mann der Welt, doch den Verletzungen konnte er viele Jahre nicht davonlaufen. „Es erinnerte mich daran, dass ich Großes leisten kann“, sagte der 30 Jahre alte Sprinter nach seinem starken Saisoneinstand in diesem Jahr.
Mit 9,86 Sekunden führt der dreimalige Weltmeister von 2007 die 100-Meter-Weltbestenliste vor seinem amerikanischen Landsmann Justin Gatlin (9,91) und Usain Bolt (9,95) an. Bei den US-Trials in Des Moines will Tyson sich über 100 und 200 Meter für die WM im August in Moskau qualifizieren.
„Das Double will ich auf jeden Fall machen“, sagte Gay, „und ich fühle mich gesund genug, um es schaffen zu können.“ Dies ist seit fast vier Jahren nicht mehr der Fall gewesen. 2009 behinderte ihn einen Leistenverletzung. Trotzdem wurde er bei der WM in Berlin noch Zweiter über 100 Meter. 2010 musste er monatelang wegen eines lädierten Knöchels pausieren, ein Jahr später zwangen ihn Adduktorenprobleme auf den Verzicht der nationalen WM-Qualifikation.
„Es gab viele depressive Momente und viele Stunden, in denen meine Trainingspartner trainierten und ich nur zuschauen konnte“, sagte Gay. „Ich habe eine Menge mitgemacht.“ Und er hat auch viel falsch gemacht, um bei den großen Titelkämpfen in Topform zu sein - getrieben von Ehrgeiz und einem Mann, der 2008 das Zepter im Sprint übernahm: Usain Bolt. Um dem von Triumph zu Triumph und Rekord zu Rekord rennenden Jamaikaner gewachsen zu sein, hat Gay seinen Körper überstrapaziert. Diese Erkenntnis reifte nur langsam in ihm.
Tyson Gay hat daraus gelernt. „Dieses Jahr ist das erste, in dem ich intelligent trainiere“, stellte er fest. „Ich habe mich nicht mehr in absurde Trainingsbelastungen getrieben.“ Außerdem hat er seine Ernährung umgestellt. Statt Hamburger essen zu gehen, kommt nun Gesundes auf den Tisch. „Ich habe nur Fast-Food gegessen, immer“, bekennt Gay, der nicht selten zweimal am Tag im Schnell-Restaurant zu Gast war.
Der geläuterte Läufer will nun noch einmal aufdrehen. „30 Jahre alt zu sein, ist nicht alt. Ich werde meine Blütezeit erst noch haben“, glaubt Gay, der insgeheim noch mit einem Start bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro spekuliert. Denn er will sein Trauma von den London-Spielen 2012 abschütteln. Hinter Bolt, dessen Landsmann Yohan Blake und Gatlin kam er nur als Vierter ins Ziel - mit einer Zeit von 9,80 Sekunden! Unfassbar für ihn. „Es war niederschmetternd, ich bin im Doping-Kontrollraum mental zusammengebrochen“, erzählte Gay. Bei der WM in Moskau will er nach vier Jahren wieder auf das Treppchen - doch nicht auf Teufel komm' raus:. „Ich habe keinen Stress, weil alles gut läuft.“