Von der WM zu den Meetings: Athleten machen Kasse
Moskau (dpa) - Mit einem breiten Grinsen stand LaShawn Merritt in der Medienzone des Luschniki-Stadions. Der Amerikaner hatte gerade mit der 4 x 400-Meter-Staffel der USA seine zweite Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften in Moskau geholt.
„Now it's time for Business“, sagte er.
Jetzt wird in der Leichtathletik Kasse gemacht. Die WM ist vorbei, einige große Meetings folgen aber noch. Bereits am Donnerstag geht die Diamond League in Stockholm weiter.
Robert Harting wird in der schwedischen Hauptstadt auch dabei sein. Von den vier deutschen Weltmeistern von Moskau haben der Diskuswerfer und auch Stabhochspringer Raphael Holzdeppe die Chance, nach WM-Gold jetzt auch noch das „Diamond Race“ zu gewinnen, die Gesamtwertung in der weltweiten Meeting-Serie.
Christina Obergföll weiß genau, wie einträglich das ist. Die beste Speerwerferin dieser Saison stand schon vor der WM als Gesamtsiegerin in ihrer Disziplin fest. Das brachte ihr neben 40 000 Dollar Prämie auch noch je 10 000 Dollar pro Tagessieg ein.
Die Einführung der Diamond League hat die Meetingkultur in der Leichtathletik aber auch stark verändert. Früher zog jeder Organisator auf eigene Faust los, um sich sein Teilnehmerfeld und sein Programm zusammenzustellen. Mittlerweile sind die großen Sportfeste in einer weltweiten Serie organisiert. Das bedeutet: Prämien und Disziplinen sind vorgegeben, das Gros der Starter steht häufig lange im Vorfeld fest. Wer in Rom und Shanghai überzeugt, muss natürlich auch die Chance bekommen, bei den Finals in Zürich (28. August) und Brüssel (6. September) um den Gesamtsieg zu kämpfen.
Patrick Magyar ist der Direktor von „Weltklasse Zürich“, dem bekanntesten Meeting der Welt. Er saß bei der WM auf der Tribüne und fragte sich ständig: „Sind die bereits verpflichteten Athleten die richtigen? Wer soll die noch offenen Plätze einnehmen?“ Das verriet er der „Tageswoche“. Etwas Spielraum bleibt den Organisatoren wie ihm immer noch. Jelena Issinbajewa zum Beispiel hatte ihren Status als Königin der Leichtathletik längst eingebüßt, ehe sie in Moskau noch einmal Stabhochsprung-Weltmeisterin wurde. Jetzt reißen sich die Veranstalter wieder um sie. Ob sie in Stockholm und auch Zürich antreten wird, will sie kurzfristig entscheiden.
Nach der WM hat sich auch die Einstellung vieler Athleten zur Diamond League geändert. Harting und Holzdeppe etwa machten ihre Starts in der ersten Saisonhälfte ausschließlich davon abhängig, wie die in ihre WM-Vorbereitung passten. Jetzt wollen sie bei den verbleibenden Meetings vor allem Geld verdienen. Holzdeppe muss unbedingt in Brüssel gewinnen, wenn er Olympiasieger Renaud Lavillenie auch noch von der Spitze des „Diamond Race“ verdrängen will. Harting liegt vor den Diskus-Wettbewerben in Stockholm und Zürich nur knapp hinter seinem Dauerrivalen Piotr Malachowski.
Eine Sonderstellung nimmt wie immer Usain Bolt ein. Der Superstar aus Jamaika ist der einzige, der nicht wegen der Siegprämien noch in Zürich und Brüssel an den Start geht. Er bekommt pro Meeting noch eine Antrittsprämie von rund 300 000 Dollar. Auch die Stadt Linz in Österreich wollte den dreifachen Weltmeister von Moskau für ihr Sportfest am 26. August verpflichten. Während der WM riefen die Organisatoren allerdings schweren Herzens bei Bolts Manager Ricky Simms an. Sie bekamen das Startgeld von 250 000 Euro nicht zusammen.