Tesfayes WM-Debüt über 1500 Meter: Knapp mit Medaille
Moskau (dpa) - Deutschland hat eine neue Lauf-Hoffnung. Homiyu Tesfaye sorgte am Abschlusstag der Leichtathletik-WM in Moskau mit Platz fünf über 1500 Meter in 3:37,03 Minuten für ein grandioses WM-Debüt als bester Europäer.
„Das war knapp mit der Medaille“, sagte der 20-Jährige von der LG Eintracht Frankfurt nach dem Finale. Nur um zwei Zehntelsekunden hatte er Bronze verpasst. Das schmälerte die Freude des erst vor einem Monat eingebürgerten Äthiopiers nach dem starken Einstand in der Weltklasse nicht. „Das ist perfekt - im WM-Finale Fünfter“, sagte Tesfaye.
Vor ihm kamen nur Olympiasieger Asbel Kiprop (Kenia/3:36,28 Minuten), Matthew Centrowitz (USA), Johan Cronje (Südafrika) und Nixon Chepseba (Kenia) schneller ins Ziel. Nach dem Rennen wollte Tesfaye dieses Topresultat erstmal mit eigenen Augen am Computer sehen. „Ich glaube, ich bin bester Europäer“, sagte er und fügte selbstbewusst an: „Oh ja, dies bedeutet, dass ich nächstes Jahr bei der Europameisterschaft in Zürich vielleicht eine Chance habe.“
Eigentlich wollte er schon bei der WM eine Medaille gewinnen, „damit die Deutschen stolz auf mich sind“, sagte der Senkrechtstarter. „Das ist eine fantastische Darbietung“, lobte Thomas Kurschilgen, der Sportdirektor des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, den Neuling im DLV-Team. Homiyu Tesfaye musste nach einer Oberschenkelverletzung lange um die WM-Teilnahme bangen. Erst wenige Tage vor der Nominierung des DLV-Aufgebots erfüllte er die Norm.
In den vergangenen Monaten ist auch sonst nicht alles gut für ihn gelaufen, stand er doch im Zentrum einer erbitterten Kontroverse. Ihm wurde ernsthaft vorgeworfen, dass sein Alter nicht stimme und er nicht der sei, für den er sich ausgibt. Der DLV stellte sich hinter das große Lauftalent. Im WM-Quartier von Moskau fühlte sich Tesfaye gut aufgenommen und akzeptiert. „Alle sind nett zu mir, und wenn alle nett sind, kann man kämpfen“, berichtete Tesfaye.
Trotz der genauen Überprüfung seiner Vita durch die staatlichen Behörden kursiert eine dubiose Geschichte über Tesfaye. Dass er in Wahrheit der drei Jahre ältere äthiopische Läufer Henok Tesfaye Hey sei und deshalb nie einen deutschen Pass hätte bekommen dürfen. „Das sind reine Spekulationen. Da spielt auch der Neid eine große Rolle“, sagte sein Trainer Wolfgang Heinig. Es gebe Läufer, die denken, Tesfaye nehme ihnen den Platz weg. „Der Junge hat niemanden beschwindelt.“