Weltmeister de Zordo: „Heiß“ auf den ersten Wurf
Berlin (dpa) - Die Schweiß-Zeit in der Halle ist fast vorbei, bald fliegt sein Speer wieder. Matthias de Zordo freut sich schon auf das Trainingslager im sonnigen Südafrika.
„Wir starten am 4. März und bleiben zweieinhalb Wochen. Da ist jetzt Spätsommer, wunderbar. Ich bin schon richtig heiß drauf, den Speer nach so langer Zeit mal wieder richtig auf Weite zu werfen“, sagt Weltmeister de Zordo in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.
Bis zum Abflug in die Kap-Republik hat der 24-Jährige noch viel zu tun, im Mittelpunkt steht das Training, der Leichtathlet wird im Winter gemacht. „Leider kann ich deshalb auch nicht als Zuschauer zu den Hallenmeisterschaften nach Karlsruhe kommen“, meint de Zordo. Es klingt fast wie eine Entschuldigung für den „Boykott“ einer Disziplin, die gar nicht auf dem Programmzettel steht.
Nicht nur Schnellkraft ist gefragt bei Speerwerfern, sondern auch Geduld. Die Pause vom letzten Wettkampf im Herbst bis zum Freiluft-Start im Frühjahr zieht sich - für de Zordo waren es immerhin acht lange Monate. „Mein letzter Wettkampf nach der WM war am 18. September in St. Wendel“, erklärt der Mann aus Bad Kreuznach, der für SV schlau.com Saar 05 Saarbrücken startet.
Bis zum 19. Mai müssen sich die Fans von „Zorro“ oder „Matze“ - so seine Spitznamen - noch gedulden: Erst beim Diamond-League-Meeting in Shanghai startet der Weltmeister in die Olympia-Saison. Dort will er „direkt mal die Norm anpeilen“. Das sind 81 Meter, die de Zordo im Trainingsanzug wirft. Schließlich schaffte der 1,91 Meter große und fast 100 Kilo schwere Modellathlet im Vorjahr schon 88,36 Meter - persönlicher Rekord. WM-Gold in Daegu ging für 86,27 Meter weg.
Und die 90 Meter? „Ich denke, dass man bei Olympia in London eine solche Weite anbieten muss, um Olympiasieger zu werden“, erklärt der EM-Zweite von 2010. „Das ist für jeden eine Traummarke - aber die muss erst mal geknackt werden.“ De Zordo hat es drauf, klar, aber ganz lässig mit links kann der Linkshänder den 800 Gramm schweren Speer auch nicht auf Traumweiten schleudern.
Schon gar nicht bei Olympia. „Da sagen ja jetzt alle: Der Weltmeister ist Favorit auf Gold. Das sehe ich ein bisschen anders“, versichert der deutsche Meister von 2010 und 2011. „Die anderen schlafen auch nicht, die werden es mir nicht leicht machen.“ Dennoch: „Ziel für London ist ein Platz auf dem Treppchen. In einem Olympia-Jahr quetscht man sich das eine oder andere mehr raus.“
Platz für weitere Medaillen ist in seinem Safe ganz sicher noch. Auch für eine Olympia-Plakette aus London, wo er am Abend des 11. August im wichtigsten Finale seiner Karriere werfen will. „Wenn ich länger weg bin, lege ich die WM-Goldmedaille in den Tresor“, verrät de Zordo. „Sicher ist sicher.“