Zehnkampf-Trio fit für WM in Peking

Götzis (dpa) - Ein cooler Analytiker, ein Draufgänger und ein Kraftpaket. Mit Kai Kazmirek, Michael Schrader und Rico Freimuth hat der Deutsche Leichtathletik-Verband ein vielversprechendes Trio für die Weltmeisterschaften im August in Peking.

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Voller Stolz ließ sich Kazmirek im österreichischen Zehnkampf-„Mekka“ Götzis als Sieger mit Weltjahresbestleistung feiern, auch Schrader und Freimuth gehörten zu den Gewinnern. „Wir sehen, dass die Konkurrenz Richtung Olympia sehr stark ist. Aber wir sehen auch, dass wir gewappnet sind. Wir wollen um die Medaillen mitkämpfen“, sagte Bundestrainer Rainer Pottel. Das gelte nicht nur für Rio de Janeiro 2016, sondern auch für die WM.

Vor allem Kazmirek verschaffte sich Respekt. „An dieser historischen Stätte zu gewinnen, das ist noch nicht so furchtbar vielen Deutschen gelungen“, sagte der 24-Jährige von der LG Rhein-Wied. Mit seinem Vorbild Guido Kratschmer - der frühere Weltrekordler hatte das Traditionsmeeting 1976, 1978 und 1986 gewonnen - wollte er sich noch nicht mal ansatzweise vergleichen: „Da fehlt noch viel.“

Zufrieden schauten auch die deutschen Trainer um Zehnkampf-Chef Pottel auf ihre Schützlinge. Während sich Kazmirek mit 8462 Punkten durchsetzte, kam Vize-Weltmeister Schrader (Dreieich) als Zweiter auf 8415 und Freimuth (Halle/Saale) als Vierter hinter dem Südafrikaner Willem Coertzen (8398) auf 8380 Zähler. „Das ist hier das Wimbledon der Mehrkämpfer, also ein bisschen wie ein Finale Boris Becker gegen Michael Stich. Es ist schon eine große Freude“, meinte Pottel.

Die wichtigste Erkenntnis für Schrader lautete nach den zehn Disziplinen: „Momentan tut mir nichts weh.“ Nach eineinhalbjähriger Verletzungspause gab er ein gelungenes Comeback, große Schürfwunden von einem Sturz nach dem 100-Meter-Lauf inklusive. Schrader stürzte sich wie immer ohne Rücksicht auf Verluste in den Wettkampf und haderte am Ende wieder einmal mit sich selbst: „Ich war nur mit den 100, 400 und 1500 Metern zufrieden.“ Er will nun in Peking „noch ein paar hundert Punkte draufpacken“.

Dort müssen Schrader und Co. noch mit wesentlich härterer Konkurrenz rechnen: Zum Beispiel mit Olympiasieger und Weltrekordler Ashton Eaton, der in Götzis wegen Rückenproblemen kurzfristig passen musste, und dem zweimaligen Weltmeister Trey Hardee (beide USA).

Kazmirek, Schrader und Freimuth wollen nun gemeinsam auf der WM-Bühne (be)stehen „Die drei haben ein Superding gemacht“, lobte Wolfgang Kühne, Freimuths und Schraders Trainer. Kazmireks Coach Jörg Roos meinte: „Bei der WM wollen wir als deutsches Team vorne mitmischen.“

Etwas aufgebaut werden musste am Ende nur der zwischendurch führende Freimuth, dessen Vater Uwe, einst DDR-Rekordhalter, vor 27 Jahren in Götzis gewonnen hatte. Der Junior verpasste mit schwachen 4:46,16 Minuten im 1500-Meter-Lauf eine bessere Platzierung. „Das ist dann die Psyche. Er hat anders trainiert und ist auch schon anders gelaufen“, sagte Pottel. Freimuth gestand: „Letztes Jahr hatte ich keinen Bock mehr.“ Der 27-Jährige bildet zusammen mit Schrader eine WG, die beiden sind ganz dicke Freunde. „Wie ein Ehepaar. Wir machen alles zusammen“, erklärte Freimuth grinsend.

Kazmirek beobachtet die „Buddies“ Schrader und Freimuth oft mit einem Schmunzeln: „Ich bin schon auch mit ihnen befreundet und wir unterhalten uns ganz gut. Aber so eng wie die beiden bin ich mit denen nicht.“ Der Götzis-Sieger 2015, sagt sein Coach Roos, sei ein „nüchterner Analytiker. Manchmal ist mir da zu viel Analyse.“