Ab in die Grüne Hölle: Stucks Finale mit Söhnen

Nürburgring (dpa) - In der Grünen Hölle erfüllt sich „Striezel“ Stuck seinen größten Traum: Bei seinem Abschied als Rennfahrer gibt der 60-Jährige zum ersten Mal mit seinen Söhnen Johannes-Emanuel und Ferdinand-Alexander in einem Team Gas.

Und das an einem Ort, mit dem Hans-Joachim Stuck viele Erinnerungen verbindet, gute wie schlechte. Das Ergebnis steht für den Bayern bei den legendären 24 Stunden auf dem Nürburgring von Samstag auf Sonntag im Hintergrund. „Es ist ein schöner Abschluss und ich kann meinen Söhnen sagen: So, jetzt seid ihr an der Reihe“, betonte Stuck.

Für das Finale im familiären Kreis vor zigtausenden Zuschauern hat sich Stuck seine Lieblingsstrecke ausgesucht. Die Zuneigung zum Eifelkurs hat einen Grund: Mit nur 19 Jahren gewann Stuck 1970 bei der ersten Auflage des Langstreckenklassikers. In diesem Jahr steht die 39. Folge des Renn-Marathons auf dem Nürburgring an. Dazwischen vier Jahrzehnte, in denen Stuck den Motorsport in Deutschland mitprägte - wenngleich der große Erfolg in der „Königsklasse“ ausblieb.

74 Formel-1-Rennen bestritt Stuck von 1974 bis 1979. 1977 holte er seine einzige Pole Position, im selben Jahr fuhr er seine einzigen Podestplätze ein: Beim Großen Preis von Deutschland und beim Großen Preis von Österreich wurde Stuck jeweils Dritter. „Die Zeit, die ich in der Formel 1 hatte, war unheimlich spannend“, betonte er einmal. „Ich habe das sehr genossen.“ Auch ohne Sieg.

Was in der Formel 1 nicht klappte, gelang Stuck in anderen Rennserien. 1990 gewann der die Deutsche Tourenwagen Meisterschaft (DTM). Zuvor hatte er sich zweimal (1986 und 1987) in die Siegerlisten der 24 Stunden von Le Mans eingetragen. Am Nürburgring gewann er insgesamt sogar dreimal, zuletzt 2004.

Und nun will er mit seinen beiden Söhnen Johannes-Emanuel und Ferdinand-Alexander, für den es zugleich die 24-Stunden-Rennpremiere ist, das Finale seiner Motorsportkarriere genießen. Dennis Rostek komplettiert das Quartett im Lamborghini Gallardo vom Team Reiter. „Für mich geht mit diesem Rennen mehr als ein Wunschtraum in Erfüllung. Ich werde mein letztes Rennen mit meinen Buben fahren“, sagte Stuck.

Seine Jungs sehen es mit gemischten Gefühlen. „Natürlich ist dieses Rennen etwas ganz Besonderes für mich, weil es der letzte Start meines Vaters ist. Darüber bin ich etwas traurig“, meinte Johannes-Emanuel. Für seinen Bruder sei es hingegen das erste 24 Stundenrennen. „Ich sage zum einen Tschüss und zum anderen Hallo“, meinte Johannes-Emanuel. „Ich habe mich in meinem Leben noch nie so auf ein Rennen gefreut. Es ist einfach ein tolles Gefühl, mit der Familie an den Start zu gehen“, betonte Ferdinand-Alexander, der wie alle anderen vor einem Jahr noch um die Gesundheit seines Vaters hatte bangen müssen.

Am 3. Juli war Stuck auf der Nordschleife des Nürburgrings bei einem Langstreckenrennen verunglückt. Fünf Wochen später musste bei einer Notoperation ein Blutgerinnsel im Kopf entfernt werden. „Der Unfall hat schon einiges bewegt, er hat zum Nachdenken angeregt“, sagte Stuck.

Eines wird der Sohn von Rennfahrer und „Bergkönig“ Hans Stuck wohl auch nach der Erfüllung seines Wunschtraums bleiben: Ein positiver PS-Verrückter. „Man könnte mir keinen größeren Gefallen tun, als mich nachts um drei Uhr zu wecken und zu sagen: Da steht ein RS6 vor der Tür, fahr damit nach Monaco“, sagte Stuck einmal.