Abschied ohne Happy End für Rekordchamp Loeb
Straßburg (dpa) - Mit dem so ersehnten Happy End in seinem Heimatstädtchen Haguenau wurde es für Rekordweltmeister Sébastien Loeb nichts. Der französische Monsieur Rallye überschlug sich mit seinem Citroen nach rund einem Kilometer in der ersten Prüfung.
„Nun ist es vorbei, das ging schnell heute“, sagte Loeb. In einer langgezogenen Rechtskurve hatte Loeb die Kontrolle über den Wagen verloren, war von der regennassen Straße gerutscht und mit dem Citroen kopfüber im Graben gelandet.
„Alles klar?“, ging die Frage durchs Cockpit. „Alles gut“, so die Antwort; Loeb und sein Co-Pilot Daniel Elena blieben unverletzt. An die Fortsetzung von Loebs letztem Rallye-Lauf, der in dem Ort endete, wo Loeb vor 39 Jahren geboren wurde, war aber nicht zu denken - der verdreckte Wagen lag auf dem Dach im Gebüsch.
„Natürlich wäre ich meine letzte Rallye lieber zu Ende gefahren, aber es lief nicht nach Plan“, räumte Loeb ein. Die regennasse Strecke tat ein Übriges. „Die Bedingungen waren schrecklich“, schilderte der unmittelbar nach Loeb gestartete WM-Zweite und belgische Ford-Pilot Thierry Neuville: „Ich habe nur die Reifen des Wagens gesehen, der auf dem Dach lag.“
Nach fast 170 Rallyes musste Rekordsammler Loeb ausgerechnet beim Heimspiel in Frankreich den 21. Ausfall seiner einzigartigen Karriere hinnehmen und den ersten seit Sardinien vor rund einem Jahr. Dabei wollte sich der Serienchampion mit einem Heimsieg von seinen Rallye-Fans endgültig Richtung Tourenwagen-WM verabschieden. Schließlich hatte er 2010, als die Frankreich-Rallye erstmals auch in seiner Heimatstadt Haguenau ausgefahren wurde, gewonnen, seinen siebten WM-Triumph von unglaublichen neun Titeln in Serie perfekt gemacht und unter Tränen seine Familie in die Arme geschlossen.
Mit der emotionalen Triumphfahrt wurde es am letzten Tag seiner Rallye-Karriere nichts. Dabei hatte Loeb sich die Chancen auf den insgesamt dritten Sieg im Elsass und seinen 79. Rennerfolg bis zum Start am Sonntag aufrechterhalten. Nur fünf Sekunden Rückstand hatte er auf Platz vier liegend gehabt.
„Das ist schade für die Mannschaft, schade für die Zuschauer, die auf mich gewartet haben“, sagte Loeb nach seinem abrupten Ende, mit dem er seinem WM-Nachfolger Sébastien Ogier im Rallye-Polo auch den Weg zum möglichen siebten Saisonsieg frei machte. Loebs Landsmann übernahm vorerst die Führung.
Für Ex-Champion Loeb, der 2004 seinen Titelreigen einläutete, begann also noch früher als gewünscht der neue Karriere- und Lebensabschnitt. Ende vergangenen Jahres hatte er seinen Rückzug aus dem Rallyesport angekündigt; Loeb will mehr Zeit für Frau Séverine und Tochter Valentine haben. Nur vier WM-Läufe bestritt er in diesem Jahr - in Monte Carlo und in Argentinien war er mal wieder nicht zu schlagen gewesen.
In seiner Heimat bremste er sich selbst aus. „Ein kitschigeres Ende könnte es wohl in keinem Hollywood-Film geben“, hatte selbst die World Rallye Championship auf ihrer offiziellen Homepage das Loeb-Finale vor der Rallye im Elsass kommentiert und auf einen Sieg des Rekordsammlers spekuliert. Doch mit der herzergreifenden Podest-Abschlussszene einer kinoreifen Erfolgsstory wurde es nichts.