Hülkenberg macht beste Eigenwerbung
Yeongam (dpa) - Zur Belohnung für sein Formel-1-Meisterstück gönnte sich Nico Hülkenberg ausnahmsweise ein leckeres Tiramisu. „Das war eines meiner besten Rennen“, urteilte der Sauber-Pilot nach seinem erstaunlichen vierten Platz in Südkorea.
Zu einer besseren Zeit hätte der Schlaks aus dem Rheinland seine Gala gar nicht abliefern können, kämpft er doch derzeit um seine Zukunft in der Königsklasse. „Natürlich ist ein gutes Resultat immer gute Werbung, aber ich denke auch, dass ein Rennen nicht die Welt ändert“, meinte Hülkenberg gewohnt nüchtern.
Ein paar Stunden nach dem 14. Saisonlauf mühte sich der 26-Jährige im schlichten Team-Pavillon auf dem Korea International Circuit noch, der Freude über seine Klasse-Darbietung ihren Lauf zu lassen. „Der Spaß kommt erst jetzt durch, es war eine ganze Menge Arbeit“, erklärte Hülkenberg. Nervenstark und mit beeindruckenden Defensivkünsten hatte er fast das gesamte Rennen die Branchengrößen Fernando Alonso und Lewis Hamilton hinter sich gehalten. „Er fährt doch ganz gut Auto, der Kollege“, befand Mercedes-Pilot Nico Rosberg.
So gelang Hülkenberg sein bestes Saisonresultat, nur 2012 in Belgien war er schon einmal so weit vorn. „Die Möglichkeit war da, und wir haben sie genutzt“, sagte der Emmericher. Teamchefin Monisha Kaltenborn lobte: „Dort die Ruhe zu bewahren, einfach immer knallhart vorn zu bleiben und klug zu fahren, das ist eine enorme Anspannung.“
Für den klammen Rennstall ist Hülkenberg derzeit Gold wert. Nach den Enttäuschungen in der ersten Saisonhälfte hat der Neuzugang Sauber zurück in die Spur geführt. Sämtliche 31 Zähler in diesem Jahr gehen auf Hülkenbergs Konto, Kollege Esteban Gutierrez ist noch punktlos. Und doch hat der Deutsche bei Sauber derzeit keine Zukunft. „Was das nächste Jahr angeht, werden wir sehen“, sagte Kaltenborn eher unterkühlt.
Seitdem öffentlich bekanntwurde, dass Hülkenberg sein Gehalt im Frühjahr nicht pünktlich bekam, gibt es Risse in der noch jungen Partnerschaft mit Sauber. Beide Seiten verhandeln derzeit nicht miteinander, obwohl Hülkenberg für 2014 vertragslos ist. Ein Wechsel zu Ferrari platzte, weil die Scuderia sich plötzlich doch für eine Rückkehr von Kimi Räikkönen entschied.
Nun hofft Hülkenberg, dass er die Nachfolge des Finnen bei Lotus antreten kann. Auch ein Comeback beim Force-India-Team, für das er schon im Vorjahr fuhr, scheint eine Option. „Mein Handy ist an“, sagte Hülkenberg, bevor er sich ins längst dunkle Yeongam verabschiedete. Auf ihn wartete ja noch eine italienische Süßspeise.