Abt-Team jubelt zu früh: Formel-E-Sieger disqualifiziert
Berlin (dpa) - Mehr als 20 000 Fans feierten bei der Formel-E-Premiere auf dem ehemaligen Berliner Flughafen Tempelhof und bejubelten den vermeintlichen Sieger vom deutschen Abt-Team. Zu früh gefreut: Stunden nach dem Rennen wurde der Brasilianer Lucas di Grassi disqualifiziert.
Der Frontflügel seines vollelektrischen Rennwagens entsprach nicht dem Regelwerk, befanden die zuständigen Experten. „Wir sind sehr enttäuscht, dass Lucas' fantastische Leistung in Berlin nun nicht belohnt wird“, sagte Teamchef Hans-Jürgen Abt, dessen Sohn Daniel nach einem Verbremser in der ersten Runde bereits alle Hoffnungen auf einen Podestplatz oder gar deutschen Premierensieg in der ersten vollelektrischen Rennserie hatte begraben müssen.
Landsmann Nick Heidfeld lag in dem Rennen hingegen zwischenzeitig schon auf Podiumskurs, letztlich kam er als Sechster ins Ziel. Durch die Disqualifikation von di Grassi rückte der 38-Jährige vom Venturi-Team des Hollywood-Stars Leonardo DiCaprio auf Platz fünf. Der Sieg im achten von elf Saisonrennen ging rund vier Stunden nach der Zieldurchfahrt auf dem 2,469 Kilometer langen Kurs an Jérôme d'Ambrosio aus Belgien vor dem Schweizer Sébastien Buemi.
Im Klassement musste di Grassi die Führung an seinen Landsmann Nelson Piquet Jr. (103) abgeben, der mit zwei Punkten Vorsprung auf Buemi führt. Di Grassi, der das Rennen nach einem frühen Überholmanöver gegen Pole-Mann Jarno Trulli nach Belieben beherrscht und mit mehr als sieben Sekunden Vorsprung nach 33 Runden gewonnen hatte, rutschte auf Rang drei ab (93). Entsprechend sauer war der Südamerikaner. „Keine Sorge, wir kommen zurück und treten Piquet und Buemi AUF DER STRECKE in den Hintern...“, twitterte der 30-Jährige.
Allerdings fielen den Prüfern bei der Untersuchung des vermeintlichen Siegerautos nach dem Rennen drei Unregelmäßigkeiten am Frontflügel auf, dabei auch Metallstangen in der Verkleidung zur Verstärkung. Di Grassi befand, er sei wegen Nichtigkeiten disqualifiziert worden, die nichts mit der Leistung zu tun hätten. Alle Argumente nützten nichts. Dass Teamkollege Daniel Abt vom 15. auf den 14. Rang kletterte, konnte die Stimmung auch nicht aufhellen.
Noch ein bisschen mehr hatte sich auch Heidfeld ausgerechnet, der sich im Rennen zwischenzeitig schon auf Platz drei vorgearbeitet hatte. Am Ende ging dem ehemaligen Formel-1-Piloten aber die Power aus. Dennoch fiel Heidfelds Fazit positiv aus, bevor es zu den letzten Stationen vor den Kreml in Moskau und nach London geht. „Der ePrix Berlin war ein großartiges Heimrennen mit einer guten Show für die vielen Zuschauer“, meinte er. Allerdings eines mit einem entscheidenden Nachspiel, von dem viele Fans erst zu Hause erfuhren.