Alles zurück auf Anfang: Folger hofft auf Saisonfinale

Hohenstein-Ernstthal (dpa) - Jonas Folger ist nervös. Eigentlich kommt für den Motorrad-WM-Piloten der Heim-Grand-Prix auf dem Sachsenring am Wochenende zur falschen Zeit.

Foto: dpa

Zu gern wäre er mit intakten Titelchancen in der Moto2-Klasse nach Hohenstein-Ernstthal gekommen und hätte hier die erwarteten hunderttausend Fans begeistert. Am liebsten mit einem Sieg. Stattdessen muss er sich auf dem nicht so sehr geliebten Ring das Selbstvertrauen für eine bessere zweite Saisonhälfte holen. Schließlich will sich der 22-Jährige standesgemäß mit Erfolgen in die Königsklasse MotoGP verabschieden - und beweisen, dass er zurecht dorthin geholt wurde.

„Ich habe keine Ahnung, was seit dem Jerez-Grand-Prix im Mai passiert ist. Es klappt gar nichts mehr. Mal ist es die Technik, mal bin ich es. Ich habe derzeit kein Gefühl für die Maschine“, sagt der Bayer und hadert mehr mit sich als mit dem Motorrad. Auffällig ist in jedem Fall: Seit er vor dem Frankreich-Grand-Prix den MotoGP-Vertrag im Tech3-Yamaha-Team von Herve Poncharal unterschrieben hat, geht bei ihm nichts mehr. Die von ihm schon fast geforderten Podestplätze sind in weiter Ferne, Poncharals Wunsch, den Moto2-Weltmeister des Jahres 2016 verpflichtet zu haben, mittlerweile völlig unrealistisch.

Nun soll es ein technischer Rückschritt richten. Folger und sein Dynavolt-IntactGP-Team werden auf die Einstellungen zurückgehen, die ihm in Argentinien und Spanien die Podestplätze drei und zwei beschert hatten. „Ich hoffe, dass es damit wieder klappt und ich das Vertrauen zurückgewinne“, sagt Folger.

Möglicherweise belastet ihn aber auch tatsächlich der feststehende Aufstieg in die Klasse der Rossi, Lorenzo und Marquez. Die hatten ihn bei der Bekanntgabe des Wechsels bereits mit Lobeshymnen überhäuft. Angesichts des zweifelsfrei vorhandenen Talents des Schwindeggers kam dies nicht von ungefähr. Um so erstaunlicher und kaum nachvollziehbar ist nun der Leistungseinbruch, der ihn in der WM-Wertung bis auf Rang sieben abrutschen ließ. Selbst sein derzeitiger Crew-Chef Jürgen Lingg rätselt: „Vielleicht haben wir zu viel und in die falsche Richtung probiert. In der Moto2 ist die Luft halt extrem dünn.“

Trotz seines bevorstehenden Wechsels nach nur einer Saison tut man im Memminger Team alles für Folger. Das weiß er auch zu schätzen. Schließlich fühlt er sich gut aufgehoben. „Es herrscht Harmonie im Team, nach meiner Zeit in Spanien war das fast wie nach Hause kommen“, berichtet er. Dass im Team deutsch gesprochen wird, sah er als wohltuend an.

Folger ist sich sicher, dass er erfolgreicher sein wird und die ersten Zweifel seines neuen Teamchefs Poncharal schnell beseitigen kann. Schließlich kommen noch die Strecken, die seinem dynamischen, aggressiven Fahrtstil entgegenkommen: Brünn, Motegi, Sepang, Valencia. Der Sachsenring gehört nicht unbedingt dazu. Seine besten Plätze dort - einmal Siebter, einmal Achter - sind verbesserungswürdig.