Aufatmen nach Rettung - Vettel: Nürburgring wichtig
Nürburgring (dpa) - Nach der späten Rettung des Heimrennens auf dem Nürburgring hat auch Dreifach-Weltmeister Sebastian Vettel erstmal aufgeatmet.
Monatelang zogen sich Kompetenzkämpfe hin, Streitereien und die Angst vor der totalen Pleite auf dem traditionsreichen Kurs, der als Grüne Hölle weltweit bekannt ist. Am Mittwochabend meldete die Nürburgringgesellschaft dann Vollzug. „Der Nürburgring ist jedem ein Begriff und für uns alle ist es sehr wichtig, den Grand Prix dort zu fahren“, sagte Vettel Nachrichtenagentur dpa. Am 7. Juli, vier Tage nach dem 26. Geburtstag des Heppenheimer Red-Bull-Piloten kann er seinen ersten Heimsieg in Angriff nehmen.
Zu einem großen Teil hat Vettel das auch seinem gelegentlichen Backgammon-Kontrahenten Bernie Ecclestone zu verdanken. „Gerne habe ich mich für die Austragung der Formel 1 am Nürburgring eingesetzt, um diese Traditionsstrecke weiterhin zu erhalten“, sagte der 82 Jahre alte Geschäftsführer der Formel 1 in einer Presseerklärung: „Ich schätze den Nürburgring und seine Geschichte sehr.“
Denn die hat wesentlich zur Faszination des Eifelkurses beigetragen, der bis zu Niki Laudas schrecklichem Feuerunfall 1976 auch die Formel-1-Piloten über die legendäre Nordschleife führte und als Grüne Hölle ebenso berühmt wie berüchtigt wurde. Dieser Mythos sei etwas „ganz Besonderes, und alles, was drum herum dazu gehört, ist ein Erlebnis. Dieses Erlebnis darf man nicht aussterben lassen“, betonte Vettel, der sich schon mehrfach für den Erhalt der Königsklasse auf dem historisch bedeutsamen Kurs eingesetzt hatte. In diesem Jahr kommt es zur 40. Auflage.
Doch es war eine Zitterpartie. Im Rennkalender des Internationalen Automobilverbandes war vor knapp zwei Monaten der Austragungsort des deutschen Rennens offen gelassen worden. Der Hockenheimring hatte sich für den Fall der Fälle als Alternativ-Schauplatz angeboten - eigentlich wechseln sich die Kurse seit 2009 jährlich ab.
Vor knapp einem Jahr wurde aber den Pächtern wegen ausstehender Zahlungen vom Land Rheinland-Pfalz gekündigt, es folgte ein dauerhafter Zoff und die Insolvenz der staatlichen Besitzfirma im vergangenen Sommer. Letztlich bekam die Nürburgringgesellschaft am Mittwochabend noch die Kurve. Wie schon bei der Rettung der Formel 1 auf dem Hockenheimring war auch diesmal Karl-Josef Schmidt als Geschäftsführer maßgeblich beteiligt. Die Verhandlungen mit den ehemaligen Pächtern hatte Ecclestone zuvor abgebrochen.
19 der geplanten 20 Rennen in diesem Jahr sind somit wenig Tage vor dem Beginn der Testfahrten am Dienstag in Jerez bestätigt. Ob es einen Ersatz für die auf 2014 verschobene Premiere vor der Skyline von New York gibt, bleibt ungeklärt.
Dennoch können vor allem die Motorsportanhänger aufatmen. „Vielen Dank an alle Beteiligten, dass doch eine gute Lösung im Sinne der deutschen Fans gefunden wurde. Die wären die großen Leidtragenden gewesen“, sagte Nico Rosberg der dpa. Zusammen mit Vettel und dem Sauber-Neuzugang Nico Hülkenberg bildet der Wiesbadener Mercedes-Pilot das deutsche Fahrer-Trio für die am 17. März in Melbourne beginnende Saison.
Drei deutsche Fahrer auf dem Nürburgring-Podium wären freilich der Knüller. Auf einen deutschen Sieg warten die einheimischen Fans aber schon länger - der bislang letzte gelang Michael Schumacher 2006. Dennoch strich auch der neue Mercedes-Motorsportchef die Bedeutung des Heimrennens heraus als einen der der wichtigsten Termine der Formel-1-Saison. „Der Nürburgring war 1934 der Geburtsort der Silberpfeile und zählt zu den traditionsreichsten Rennstrecken der Formel 1. Wir freuen uns, im Sommer wieder heimzukehren“, sagte Toto Wolf.
Nicht nur Mercedes will sich zuhause endlich mal wieder mit Glanz und Gloria präsentieren. Auch Vettel hat noch eine Rechnung offen. 2011 verpasste er bei empfindlich kühlen Temperaturen in der bekannt rauen Eifel nach neun Podiumsplätzen in Serie als Vierter erstmals die Top Drei. Zudem lastet der Monat Juli wie ein Fluch auf dem Heppenheimer Red-Bull-Star: Es ist der einzige Monat im Rennkalender, in dem Vettel nach wie vor sieglos ist.
Ob er und seine Verfolger im neunten WM-Lauf um den Großen Preis von Deutschland oder von Europa fahren, ist noch offen. Wer als Sportlicher Ausrichter - ADAC oder AvD - fungieren wird, muss weiter verhandelt werden. Die Fahrer dürften die zahlreichen Nebenschauplätze im Kampf um die Formel-1-Existenz auf dem Nürburgring mit seinem hunderte Millionen Euro teuren Freizeitpark weniger interessieren. Hauptsache, es wird gefahren.