Start frei für die Formel 1 am Nürburgring
Nürburg (dpa) - Das Formel-1-Rennen in Deutschland kann steigen - und zwar am legendären Nürburgring. Bernie Ecclestone, der umtriebige Chefvermarkter der Motorsport-Königsklasse, hat grünes Licht gegeben und sich mit der Ring-Betreibergesellschaft geeinigt.
Damit wissen Piloten wie Sebastian Vettel, Rennställe und Motorsportfans nun endlich, dass es im Sommer ein Rennen am weltbekannten Ring geben wird. Unabhängig vom Ausgang dürfte es ein Zuschauermagnet werden. Und es zeigt: Der krisengeschüttelte Ring kann nach langem Gezerre noch positive Schlagzeilen produzieren.
In den vergangenen Monaten hatte die Rennstrecke allzu oft im negativen Sinne von sich reden gemacht. Da waren die Insolvenz der staatlichen Ring-Gesellschaft und der Streit zwischen dem Land Rheinland-Pfalz und den mittlerweile ehemaligen Pächtern. Was folgte, waren schier endlose Gespräche um das prestigeträchtige Formel-1-Rennen. Einige Male war von „finalen Verhandlungen“ zu hören gewesen, doch eine Einigung ließ stets auf sich warten - bis jetzt.
Rückblick: Die frühere rheinland-pfälzische SPD-Alleinregierung unter Kurt Beck hatte vor einigen Jahren einen Freizeitpark am Ring bauen lassen, um mehr Besucher in die strukturschwache Region zu locken und Arbeitsplätze zu schaffen. Doch das Projekt war nicht nur überdimensioniert, auch die Privatfinanzierung scheiterte. 2009 musste der damalige Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) seinen Hut nehmen. Dann kamen Privatbetreiber - aber zu wenig Besucher.
Wegen der Insolvenz sind bis zu 330 Millionen Euro Landesgeld in Gefahr. Im Zusammenhang mit der gescheiterten Privatfinanzierung läuft seit Monaten ein Untreue-Verfahren vor dem Koblenzer Landgericht - auf der Anklagebank sitzt unter anderem Deubel. Alles in allem schwebt das Thema Nürburgring mit seinen vielen Facetten seit Jahren wie ein Damoklesschwert über den Regierenden in Mainz und trübte nicht zuletzt die Bilanz des jüngst aus dem Amt geschiedenen Beck.
Mit der nun erzielten Einigung zum Formel-1-Rennen ist nach dieser turbulenten Entwicklung freilich nicht auf einmal alles gut rund um den Ring. Die neue Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) verwies in ihrer ersten Regierungserklärung am Mittwoch im Landtag darauf, dass sie aus Fehlern der Vergangenheit lernen wolle. Sie zielte auf eine Prüfung der EU-Kommission ab. Diese schaut sich derzeit Beihilfen von fast einer halben Million Euro für den Freizeitpark am Ring genau an.
Damit es keine bösen Überraschungen mehr für das Land gibt, will Dreyer bei der Prüfung eng mit Brüssel zusammenarbeiten. Gleichzeitig warf sie der Kommission aber auch vor, zu marktwirtschaftlich zu argumentieren: „Die Europäische Kommission betrachtet Infrastrukturprojekte immer häufiger aus einem engen wettbewerbspolitischen Blickwinkel.“
Ungeachtet dieser Reibereien werden sich viele Motorsportfans erstmal auf das Event im Juli auf dem Nürburgring freuen - dort, wo einst Größen wie Michael Schumacher und Alain Prost in ihren Boliden triumphierten.