„Aufgepumpt mit Adrenalin“: Hülkenberg vor Le-Mans-Debüt
Le Mans (dpa) - Das Rezept zum Wachbleiben bei seinem Debüt im 24-Stunden-Klassiker von Le Mans kennt Nico Hülkenberg bereits. „Ich trinke einfach zehn Espresso“, sagt der Rheinländer und grinst schief.
Die Vorfreude des Formel-1-Piloten auf das Intermezzo im berühmtesten Sportwagen-Rennen ist groß.
Kein Wunder, ist der Alltag für Hülkenberg im Grand-Prix-Geschäft mit dem mittelprächtigen Force-India-Team doch schon länger ziemlich grau.
Da musste der 27-Jährige aus Emmerich nicht lange überlegen, als Porsche ihm ein Cockpit für das Langstrecken-Spektakel auf dem Circuit de la Sarthe anbot. „Ich freue mich einfach auf die Erfahrung“, sagt Hülkenberg. Er wird sich beim Rennen, das am Samstag um 15.00 Uhr gestartet wird, die Schichten am Steuer des Porsche 919 Hybrid mit der weißen Startnummer 19 mit dem Briten Nick Tandy und Earl Bamber aus Neuseeland teilen.
„In seine fahrerischen Qualitäten haben wir vollstes Vertrauen, und er wird auch ganz bestimmt gut in unser Werksteam passen“, hatte Fritz Enzinger, Chef des Le-Mans-Projekts von Porsche, zur Verpflichtung Hülkenbergs gesagt. Der Gastfahrer aus der Formel 1 erfüllte bislang die Erwartungen. „Ich habe keine Mühe mit der Umstellung“, sagt Hülkenberg. „Ich muss in meinem Kopf dann entweder auf die eine oder die andere Software zugreifen.“
Bei seinem ersten Renn-Einsatz Anfang Mai in Spa erlebte er gleich die schönen und die harten Seiten der Langstrecke. Hülkenbergs Crew fuhr direkt in die erste Startreihe, der Deutsche genoss den hohen Vollgas-Anteil im Vergleich zur Formel 1. Im Rennen aber war er dann nach einem frühen Unfall von Tandy zur Aufholjagd gezwungen, am Ende stand Platz sechs. Eine „wichtige Erfahrung für Le Mans“, meint Hülkenberg.
Auch mit dem 13,629 Kilometer langen Kurs im Nordwesten Frankreichs hat sich der blonde Schlaks schon vertraut gemacht. Zwischen den Formel-1-Rennen in Monaco und Montreal düste Hülkenberg zu Testfahrten an die Sarthe. „Ich war ziemlich beschäftigt in letzter Zeit“, sagt er. Auf dem Flug vom Kanada-Rennen nach Le Mans konnte er nur schlecht schlafen und kam sichtbar übermüdet an.
Von Risiken durch die Doppelbelastung aber will Hülkenberg nichts wissen. „In Le Mans gibt es doch viele Geraden, da hat man Zeit zum Erholen“, scherzt er und fügt hinzu: „Ich werde so aufgepumpt mit Adrenalin sein, dass es keine Frage von Müdigkeit sein wird, wenn ich nachts ins Auto steige.“
Hülkenberg genießt es, nach langer Zeit mal wieder in einem siegfähigen Auto zu sitzen. Die Porsche-Werksflotte, für die auch der frühere Formel-1-Pilot Mark Webber fährt, gilt neben Titelverteidiger Audi als Favorit für die Le-Mans-Tortur. Ein Sieg wäre „ein Traum, der wahr werden würde“, sagt Hülkenberg. „Es ist magisch hier.“
Noch aber soll die Le-Mans-Premiere für ihn eine schöne Ausnahme bleiben. „Ich sehe mich weiter in der Formel 1, würde dort gern noch ein paar Jahre mehr haben“, sagt Hülkenberg. 84 Grand Prix hat er in der Königsklasse bestritten, noch nie stand er auf dem Podium. Nico Hülkenberg ist einfach noch nicht fertig mit der Formel 1.