Flutlicht-GP in Katar Beim Start der Motorrad-WM wird die Nacht zum Tag gemacht
Doha (dpa) — Die Wintertests sind beendet, nun wird es Ernst. Am Wochenende beginnt der Kampf der Motorrad-Werkstätten um den WM-Titel 2017. Das erste von insgesamt 18 Rennen mit den hochgezüchteten Prototypen wird traditionell abends unter Flutlicht im Wüstenstaat Katar ausgetragen.
In der Königsklasse MotoGP ist Valentino Rossi zumindest der Weltmeister der Herzen. Auch wenn der mittlerweile 38-jährige Italiener im vergangenen Jahr nur Zweiter wurde, ist er noch immer das Maß der Dinge. Fahrstil, Leidenschaft und unbezwingbarer Ehrgeiz haben ihn bereits zu Lebzeiten zur Legende gemacht.
Der neunfache Weltmeister mit der Startnummer 46 nimmt es auf der 1000-Kubikzentimeter-Werks-Yamaha auch nach 20 Jahren bei Weltmeisterschaften mit Leichtigkeit gegen deutlich jüngere Kaliber auf. 2017 hat er neue Konkurrenz im eigenen Lager bekommen: Der 22-jährige Neuzugang Maverick Vinales manövrierte sich mit Bestzeiten in den Wintertests in Windeseile ebenfalls in den Kreis der Spitzenfahrer.
Der von Suzuki zu Yamaha gewechselte Spanier hat klar das Ziel, Titelverteidiger Marc Márquez auf Honda schlagen. Mit dem Landsmann verbindet ihn eine jahrelange Rivalität, und es war nur eine Frage der Zeit, wann sich die beiden unter ähnlichen Voraussetzungen im Kampf um den Titel in der höchsten Klasse begegnen.
Für Spannung dürfte auch sorgen, wie sich Rossis-Ex-Teamkollege Jorge Lorenzo in diesem Jahr auf der Ducati schlägt. Kann er sie zähmen wie einst Casey Stoner, der damit 2007 den Titel holte? Damals erbitterte Gegner, bilden beide heute, also genau zehn Jahre später, als Fahrer und Testpilot ein Team.
Und inmitten der spanischen und italienischen MotoGP-Großmacht befindet sich der 23-jährige Deutsche Jonas Folger. Er wird auf der Yamaha des französischen Tech3-Teams seinen 138. Grand Prix fahren - den ersten in der Königsklasse. „Wenn alles funktioniert, könnte ich unter den ersten zehn Fahrern ins Ziel kommen“, gab sich der Bayer vor dem ersten Qualifying optimistisch.
In der 600 Kubikzentimeter starken Moto2-Klasse tritt Alex Márquez in die Fußstapfen seines großen Bruders Marc und schickt sich an, auf einem Fahrwerk des deutschen Herstellers Kalex nach dem WM-Titel zu greifen. Zu den Favoriten gehören auch der Italiener Franco Morbidelli und der Moto2-WM-Zweite von 2016 Thomas Lüthi aus der Schweiz. Sie setzen alle auf das gleiche Chassis.
Das deutsche Dynavolt IntactGP-Team mit Marcel Schrötter und Sandro Cortese ist zu Fahrwerkshersteller Suter gewechselt. Noch läuft nicht alles rund, aber es geht vorwärts. „Wir hätten noch ein paar zusätzliche Testtage gebraucht“, gibt Schrötter zu. „Aber wir können dem ersten Wochenende schon zuversichtlich entgegenblicken.“
In der kleinen Moto3-Klasse mit 250 Kubikzentimeter Motorrädern wird ein italienischer Dreikampf zwischen Romano Fenati, Nicolò Bulega und Niccolò Antonelli erwartet, einem Honda-Fahrer und zwei KTM-Piloten. Jede Menge neuer Talente suchen in der kleinsten Grand-Prix-Klasse den Erfolg.
Dort fährt auch Philipp Öttl seine fünfte Saison. Der 20-jährige Bayer muss als WM-12. von 2016 jetzt endlich mal den entscheidenden Schritt nach vorn schaffen. Die erste Chance hat Öttl nun auf der perfekt präparierten Piste des 5,4 Kilometer langen Losail International Circuit. Mehr als dreieinhalb Tausend Glühbirnen werden die Strecke beim nächtlichen Spektakel erleuchten.