Formel-1-Rennen in Monza Die Lehren aus dem Großen Preis von Italien
Monza (dpa) - Der Sieg von Lewis Hamilton in Monza schmerzt die Ferrari-Seele. Die Formel-1-WM neigt sich klar zugunsten des britischen Mercedes-Stars. Sebastian Vettel droht bei nun 30 Punkten Rückstand auch im vierten Ferrari-Jahr titellos zu bleiben.
Ferrari setzt auf die falsche Taktik
Zu den besten Zeiten von Michael Schumacher war klar: Alles wird dem Erfolg des Kerpeners untergeordnet, auch der Teamkollege. Bei Vettel scheint dies anders zu sein. Dass Kimi Räikkönen im Windschatten des Deutschen zur Pole Position fahren durfte und Vettel damit schon am Start des Rennens unter Druck war, erwies sich als schwerer taktischer Fehler. Die Folge war der rennentscheidende Unfall mit Hamilton in Kurve vier. „Ich habe den Leuten, die es betrifft, meine Meinung gesagt“, ließ Vettel knapp wissen. Vielsagend ergänzte er später: „Ich erwarte mir nichts, habe noch nie etwas geschenkt bekommen.“
Lewis Hamilton ist auf dem Höhepunkt seiner Kunst
Im plötzlich nicht mehr überlegenen Mercedes fühlt sich der Brite erst recht herausgefordert. Es war weltmeisterlich, wie der 33-Jährige erst Vettel ausmanövrierte und dann Räikkönen so lange jagte, bis er vorbei war. „Ich hole aus dem Auto alles und noch mehr“, sagte Hamilton. In Monza hat der Titelverteidiger nun fünfmal gewonnen, genau so oft wie Michael Schumacher. Ist die WM jetzt schon entschieden? „Es sind noch sieben Rennen. Wir werden sicher nicht nachlässig“, sagte Hamilton.
Kimi Räikkönen muss um seinen Job bangen
Über das Monza-Wochenende verdichteten sich die Anzeichen, dass der 38-Jährige doch keine Zukunft bei Ferrari haben könnte. Der im Juli plötzlich gestorbene Firmenchef Sergio Marchionne soll bereits einen Vorvertrag mit dem Sauber-Piloten Charles Leclerc abgeschlossen haben. Der 20-Jährige aus Monaco stammt aus der Ferrari-Schule und könnte für eine Verjüngung bei der Scuderia stehen. Dass Räikkönen gegen Hamilton den Monza-Sieg und damit Schützenhilfe für Vettel verpasste, dürfte seine Chancen weiter verschlechtert haben. Der Finne aber gab sich unbeeindruckt. „Es gibt immer Möglichkeiten, auch generell im Leben“, sagte der PS-Veteran.
Max Verstappen wird das Rüpel-Image nicht los
Erst rumpelte der Red-Bull-Pilot in den Mercedes von Valtteri Bottas, dann beschwerte er sich über die Zeitstrafe von den Rennkommissaren. „Sie tun wirklich alles dafür, das Rennfahren zu zerstören“, schimpfte Verstappen am Boxenfunk. Weil der Niederländer Wiederholungstäter ist, ließen die Verbandsrichter aber wohl keine Milde walten. So verlor der 20-Jährige Platz drei und rutschte auf Rang fünf. „Die Strafe ist nicht fair“, sagte Verstappen schmollend. Besserung ist wohl kaum in Sicht.