Dritte Vettel-Pole in Valencia: Bereit für Hattrick
Valencia (dpa) - Sebastian Vettel hat sich mit einer famosen Finalrunde in Pole Position für seinen Hafen-Hattrick gebracht.
Der Red-Bull-Pilot aus Heppenheim behielt in der Qualifikation zum Großen Preis von Europa die Nerven und stellte mit einer unwiderstehlichen letzten Runde auf dem 5,419 Kilometer langen Kurs die Bestzeit auf. Der zweimalige Formel-1-Champion verwies WM-Spitzenreiter und Kanada-Gewinner Lewis Hamilton im McLaren um deutliche 0,324 Sekunden auf den zweiten Rang.
Vettel konnte es selbst erstmal nicht so ganz verstehen. „Ich bin ein bisschen überrascht, ehrlich gesagt, damit hatte ich nach dem Auftakt nicht gerechnet“, sagte er, nachdem er im Hafen von Valencia „die Zeit hingeknallt“ hatte. Wie schon oft in seinen Titeljahren 2010 und 2011 war Vettel in der Qualifikation da, als es galt. „Wenn es gilt, eine Runde oder nichts - dann liefert Vettel“, meinte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko.
Dritter wurde Spanien-Sieger Pastor Maldonado aus Venezuela. Nico Rosberg landete im Mercedes auf Platz sechs. Der Teamkollege von Michael Schumacher - nur 12. - fühlte sich von Hamilton auf seiner schnellen Runde gestört. „Ich erwarte, dass man sich das anguckt“, forderte der Wiesbadener prompt. Die Untersuchung kam, beide Fahrer schilderten die Sicht ihrer Dinge. Danach kam die Rennleitung zu der Entscheidung: Keine Strafe für Hamilton.
Vor Rosberg landeten auch noch die beiden Lotus-Piloten Romain Grosjean als Vierter und Kimi Räikkönen als Fünfter. Der Franzose und der Finne würden nur allzugern die unheimliche Siegersserie mit dem achten Gewinner im achten Rennen fortsetzen. Hoffnungen auf eine gute Platzierung darf sich zumindest auch Nico Hülkenberg machen. Der Emmericher wurde im Force India Achter.
Gleich drei potenzielle Konkurrenten um den Sieg und damit Vettel-Widersacher schafften es hingegen nicht mal unter die Top Ten: Rekordweltmeister Michael Schumacher schied im MercedesAMG als Zwölfter, Lokalmatador und WM-Zweiter Fernando Alonso vor den entsetzten Augen von Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo als Elfter vorzeitig aus. Vettels Teamkollege Webber überstand nicht mal die erste Phase der dreigeteilten Qualifikation. Der verstellbare Heckflügel (DRS) funktionierte nicht. Wie in Shanghai im April 2011 wurde der 35-Jährige auch diesmal nur 18.
Darüber wäre Timo Glock sogar noch froh gewesen. Der Deutsche musste wegen Magenproblemen passen. Glock fühlte sich nach dem Samstagstraining erneut unwohl und wurde ins Krankenhaus gebracht. Ob der Odenwälder beim Rennen an diesem Sonntag (14.00 Uhr) starten darf, sollte er wieder fit sein, war zunächst unklar.
Für Klarheit auf dem Stadtkurs sorgte am Ende Vettel. Zu Beginn der Quali ließ er einige Minuten verstreichen, bis er als letzter der verbliebenen 23 Piloten seine ersten Runde drehte. Im zweiten Abschnitt musste Vettel dann gegen Ende sogar noch mal Gas geben. Der Heppenheimer drohte auszuscheiden, schaffte es dann aber locker in den letzten Durchgang.
Im Gegensatz zu Schumacher: Die Freude über den EM-Halbfinaleinzug der deutschen Mannschaft dürfte bei dem Fußball-Fan dahin gewesen sein. Zum zweiten Mal verpasste Schumacher in diesem Jahr die Start-Top-Ten. Die Hoffnungen auf den ersehnten ersten Sieg seit seiner Rückkehr bekamen den nächsten Dämpfer, nachdem Schumacher fünf Ausfälle (vier technisch bedingt) in den ersten sieben Saisonrennen zu verkraften hatte. „Mitte der Top Ten wäre drin gewesen“, meinte Schumacher und nahm die Schuld auf sich: „Ich hätte meine Rundenzeit besser zusammenbekommen müssen. Von den einzelnen Sektorzeiten hätte es gepasst.“
Bei Vettel passte hingegen alles. Im entscheidenden zehnminütigen Finale um die Pole Position blieb er erneut lange in der Box. Ein Versuch, mehr nicht - und der reichte. Nervenstarke fuhr der Hesse in der Hitze von Valencia zu seiner 33. Pole und schrie noch im Auto die Freude lautstark heraus. In der WM-Wertung liegt Vettel, der die Hafenrundfahrt in den vergangenen Jahren bereits gewann, drei Punkte hinter Hamilton, Alonso hat nur einen Zähler mehr als der Hesse.