Erwartungen übertroffen: VW will nicht Favorit sein
Guanajuato (dpa) - Blitzstarter VW hat in der Rallye-WM die eigenen Erwartungen überholt. Vor dem dritten Saisonlauf in Mexiko muss sich der Neuling aus Wolfsburg schon gegen die Rolle des Titelfavoriten wehren.
„Es liegen erst einmal elf weitere Rallyes vor uns, bei denen der Polo noch nie gefahren ist“, warnte VW-Motorsportdirektor Jost Capito, fügte aber listig hinzu: „Sollte der Titel bis zum Ende der Saison vakant bleiben, werden wir nichtsdestotrotz versuchen, um ihn zu kämpfen.“
Immerhin kommt Chefpilot Sébastien Ogier nach dem bemerkenswerten zweiten Platz in Monte Carlo und dem Überraschungssieg in Schweden als WM-Spitzenreiter nach Mexiko. Von Donnerstag an muss der Franzose nun bei den 23 Wertungsprüfungen rund um die Millionenstadt León beweisen, dass der Polo R WRC auch auf Schotter ein Podiumskandidat ist. „Über unsere Leistung und den Sieg in Schweden habe ich mich sehr gefreut. Doch das ist Schnee von gestern“, sagte Ogier.
Sein Boss Capito verwies bereits auf die größere Erfahrung der Rivalen mit den schwierigen Bedingungen auf großer Höhe in Mexiko. Gefahren auf rund 2700 Metern über dem Meeresspiegel. Zwar hat VW im November eine Woche lang intensiv in Mexiko getestet, neue Vorgaben gibt es deshalb aber noch längst nicht. „Nach zwei herausragenden Ergebnissen bleibt unser Ziel weiterhin, aus eigener Kraft auf das Podium zu fahren“, betonte Capito.
Der 54-Jährige will erst gar keine Euphorie um den starken Start seines Teams aufkommen lassen. „Wir müssen nach wie vor abwarten, wo wir bei den typischen Schotter-Rallyes, die den Großteil der Rallye-WM ausmachen, stehen. Erst dann können wir wirklich bewerten, wo wir im Vergleich zur Konkurrenz liegen“, erklärte der gebürtige Saarländer.
Sein Schützling Ogier hat mit 46 Zählern in der WM-Wertung drei Punkte Vorsprung auf den französischen Rekordweltmeister Sébastien Loeb. Der Citroen-Pilot triumphierte bei der Rallye Mexiko zuletzt sechsmal in Serie. Weil der neunmalige Champion sich aber in Raten aus der WM verabschiedet und in diesem Jahr nur ein Teilzeitprogramm fährt, steht er seinem Arbeitgeber in Mexiko nicht zur Verfügung.
Ogiers nächster Verfolger ist der Norweger Mads Ostberg (Ford/22) hat. Ob er und das Citroen-Due Dani Sordo (Spanien) und Mikko Hirvonen (Finnland) in der Lage sind, Ogier über die Saison Paroli zu bieten, muss nach deren Leistungen in den beiden bisherigen WM-Läufen bezweifelt werden. Zumal Ogier mit seinem finnischen VW-Teamkollegen Jari-Matti Latvala, der derzeit WM-Rang fünf belegt, einen starken Partner hat.
Auch in der Herstellerwertung könnte VW in Mexiko erstmals die Führung übernehmen. Nur zwei Punkte beträgt der Rückstand auf Citroen. Der französische Autobauer schickt den früheren Formel-1-Piloten Robert Kubica vorerst nicht in der WM, sondern in der Europameisterschaft auf die Strecke. Keine schlechte Nachricht für VW bei der Jagd nach Siegen und Titeln. Aber davon wollen die Verantwortlichen in Wolfsburg ja (noch) nichts wissen.