Last-Minute-Comeback: Mehr als nur Sutils zweite Chance

Berlin (dpa) -Vor gut einem Jahr an einem persönlichen Tiefpunkt angelangt, kann Adrian Sutil sportlich wieder durchstarten. Seine Rückkehr in die Formel 1 wurde auf den letzten Drücker perfekt.

Irgendwann war es Adrian Sutil schlichtweg egal. Er konnte ja sowieso nichts mehr machen. Dass der 90-malige Grand-Prix-Starter ausgerechnet bei seinem langjährigen Arbeitgeber für einen Tag sein Können zeigen sollte, schien seltsam. Dass er im Rennen um das letzte freie Formel-1-Cockpit dann doch den Zuschlag bekam, war für den 30 Jahre alten Gräfelfinger umso erfreulicher. Denn er wusste: „Es ist so meine letzte Chance, im Grand-Prix-Sport wirklich noch eine Zukunft zu haben.“

Es ist auch so etwas wie Sutils zweite Chance, nachdem er vor rund einem Jahr zu einer Bewährungsstrafe wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden war. Der Vorfall hatte sich im April 2011 nach dem Großen Preis von China in einem Nobelclub in Shanghai ereignet. Im Jahr darauf erlebte Sutil die Formel 1 nur als Zuschauer und TV-Experte in Teilzeit. Force India hatte den Vertrag nicht verlängert - guten Leistungen zum Trotz wie Rang sechs bei seinem bis dato letzten Grand Prix am 27. November 2011 in Sao Paulo.

Lange ist's her. Von Null auf 100 ist für Sutil, ohnehin erst mit 14 Jahren in Kontakt mit dem Motorsport gekommen, kein Problem. „Das war eigentlich immer meine Stärke“, sagt er: „Eigentlich kann ich mich reinsetzen ins Auto und gleich schnell fahren.“

Bewiesen hat der Musiker-Sohn seine rennfahrerischen Qualitäten schon mehr als einmal, auch wenn es für einen ganz großen Erfolg oder einen Podiumsplatz noch nicht reichte. Legendär ist aber seine Fahrt Richtung Podium 2008 in Monaco. Auf feuchter Strecke krachte Kimi Räikkönen voll ins Heck von Sutil. Im darauffolgenden Jahr schrammte Sutil in Italien als Vierter am Podest vorbei.

Als es drauf ankam, erinnerte sich Team-Mitbesitzer Vijay Mallya an Sutils Leistungen. „Es war ganz eng, aber am Ende haben seine Erfahrung und seine frühere Verbindung zum Team den Ausschlag für Adrian gegeben“, erklärte der indische Milliardär, nachdem sein Ex-Pilot einen Testtag absolviert und alle im Team mit Feedback und Leistung begeistert hatte.

Sutil, der 2007 in Australien für das damalige Spyker-Team sein Formel-1-Debüt gab, gilt als zuverlässig schneller Fahrer mit besonderer Stärke auf nasser Strecke. Ins Schleudern soll seine Karriere nun nicht mehr geraten. Das wäre ihm keinesfalls egal.