Hamilton und Rosberg: Rivalen im Mercedes-Rennstall
Barcelona (dpa) - Lewis Hamilton und Nico Rosberg greifen gerne mal zur Gitarre. Beim Saitenzupfen können die Formel-1-Fahrer abschalten. Am Rande des letzten Feintunings bis Sonntag auf dem Circuit de Catalunya bei Barcelona bleibt dafür jedoch kaum Zeit.
Der Countdown bis zum Start der Königsklasse am 17. März in Melbourne läuft gnadenlos. Obwohl Hamilton und Rosberg seit dieser Saison bei Mercedes teaminterne Konkurrenten im Kampf um WM-Punkte sind, pflegen sie ein kollegiales Miteinander. Sie schätzen sich schließlich schon aus alten Kartzeiten.
Beim ersten gemeinsamen Formel-1-Testauftakt in Jerez Anfang Februar fanden Hamilton und Rosberg sogar noch Zeit für eine kleine Jamsession im Motorhome. „Wir haben beide gespielt“, erzählte Hamilton damals der französischen Sportzeitung „L'Équipe“ in einem Interview. „Ich habe ihm sogar noch zwei oder drei Tricks für einige Akkorde gezeigt.“
Trotz aller Harmonie: McLaren-Neuzugang Hamilton und Rosberg sind Rivalen im Rennstall. „Man kann nicht erwarten, dass wir eine ganz besondere Beziehung haben werden, aber wenn wir uns respektieren, werden wir gute Kumpels sein“, meinte Hamilton: „Wir können natürlich nie die besten Freunde der Welt werden, es sei denn, er akzeptiert Zweiter zu werden.“ Hamilton hofft, „dass Nico auch weiterhin Späße mit mir macht so wie früher“.
Vor 13 Jahren starteten sie als Teamkollegen in der Kart-Formel A. Pünktlich zur Rückkehr der Silberpfeile als Werksteam 2010 schloss sich Rosberg Mercedes an. Hamilton folgte nun nach sechs Jahren bei McLaren. Von einer verheißungsvollen Zukunft ist auch Rosberg überzeugt. „Ich komme sehr gut mit ihm klar“, sagte der Wiesbadener. An erster Stelle stehe aber die Weiterentwicklung des Silberpfeils. Und damit ist Rosberg durchaus zufrieden. „Der Wagen ist auf jeden Fall ein Schritt nach vorne.“
Der 28-jährige Hamilton landete 2012 nach vier Saisonerfolgen mit 190 Zählern auf Rang vier. Bei Mercedes muss der Weltmeister von 2008 aber Aufbauarbeit leisten und sich erst noch eingewöhnen. Der Brite will und muss auf der Jagd nach Dreifach-Champion Sebastian Vettel Geduld beweisen. „Dies ist ein langfristiges Engagement, und ich weiß, dass wir gemeinsam Erfolg haben werden“, meinte Hamilton. Dennoch: „Ich muss hier noch viel lernen.“
Eine Stallorder gibt es bei den Silberpfeilen jedenfalls nicht. Die Hierarchie ist auch nicht von Natur aus so deutlich wie etwa bei Red Bull. Dort ist Vettel als Dauersieger ohne Ansage vom Team die klare Nummer eins vor Mark Webber.
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hält große Stücke auf Hamilton und Rosberg. „Beide sind sehr erfahrene Piloten“, sagte er. Hamilton erlebe aber eine für ihn ungewohnte Rolle. „Ich denke, für ihn ist es auch eine neue Erfahrung“, meinte Wolff weiter, „eine Struktur verlassen zu haben, die er viele Jahre gewohnt gewesen ist“.
Eine gute Grundlage für die Zukunft haben Hamilton und Rosberg jedenfalls. Gemeinsame Interessen wie schnelle Autos fahren und Gitarre spielen, ist sicher keine schlechte Basis.