Ferrari beendet Schonzeit für Massa

Monte Carlo (dpa) - Ferrari-Boss Luca di Montezemolo ist am Ende seiner Geduld. Mit knappen Worten beendete der Firmenchef vor dem Formel-1-Gastspiel in Monaco endgültig die Schonzeit für Dauerverlierer Felipe Massa.

„Er muss jetzt die Ergebnisse einfahren, die wir von ihm erwarten“, schrieb Montezemolo in einem offenen Brief an seine Scuderia. Ferrari will das schier endlose Formtief des Brasilianers nicht länger dulden und setzt Massa immer stärker unter Druck. Kommt der 31-Jährige nicht bald in Fahrt, ist sein Aus bei den Roten spätestens zum Saisonende besiegelt.

Massa aber wirkt hilflos. Zwei Pünktchen hat er in den ersten fünf Rennen ergattert, damit ist er 17. der Gesamtwertung. Sein Stallkollege Fernando Alonso führt dagegen mit 61 Zählern gemeinsam mit Sebastian Vettel die WM an. In keinem Team ist der Unterschied zwischen den Piloten größer. „Wir erwarten eine Reaktion von Felipe. Wir brauchen seine Punkte für die Konstrukteurs-WM“, mahnte Teamchef Stefano Domenicali.

Der Rückhalt für Massa schwindet, auch wenn der nichts davon wissen will. „Ich fühle, dass das ganze Team hinter mir steht“, beteuerte der Mann aus Sao Paulo. „Natürlich sind sie nicht glücklich mit den Ergebnissen, ich ja auch nicht“, fügte Massa einsichtig hinzu und bat um die Hilfe seines Arbeitgebers auf dem Weg aus der Krise. „Ich weiß, gemeinsam werden wir das schaffen.“

Der Trend sieht anders aus. Seit 2006 fährt Massa für Ferrari, nie ist er schlechter in eine Saison gestartet als diesmal. Zum letzten Mal auf dem Podium stand er im Oktober 2010 in Südkorea. Der letzte seiner elf Grand-Prix-Siege datiert vom Saisonfinale 2008 in Brasilien. Damals entriss ihm Lewis Hamilton in der Schlusskurve noch den schon sicher geglaubten Titel.

Den endgültigen Bruch in der Karriere des früheren Adjutanten von Rekordchampion Michael Schumacher stellt sein Horror-Unfall 2009 in Ungarn dar. Am Kopf getroffen von einer Metallfeder vom Auto seines Landsmanns Rubens Barrichello raste Massa in die Streckenbegrenzung und musste im Krankenhaus notoperiert werden. Ist er deswegen langsamer geworden? „Das habe ich mich schon 45 000 Mal gefragt, und ich glaube es nicht“, sagte Massa.

Das Mitgefühl bei Ferrari für den Pechvogel ist indes aufgebraucht. Sein am Jahresende auslaufender Vertrag dürfte nach aktuellem Stand nicht verlängert werden. Stünden Alternativen wie der mexikanische Sauber-Pilot Sergio Perez schon jetzt zur Verfügung, hätte Ferrari Massa womöglich bereits ausgetauscht.

Da hilft dem 157-maligen Grand-Prix-Starter auch der Verweis auf den bislang nur schwer fahrbaren F2012 nichts. Via offizieller Pressemitteilung verbreitete Ferrari vor dem Monaco-Rennen am Sonntag sogar eine Art Ultimatum an Massa: „Jeder erwartet, dass er einen Gang hochschaltet - und zwar sofort.“