Ferrari-Krise kostet Teamchef den Posten
Maranello (dpa) - Basta! Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali muss für den enttäuschenden Saisonstart der Scuderia in der Formel 1 ohne Podestplatzierung büßen und seinen Posten räumen.
Für die Aufholjagd nach dem enteilten Branchenprimus Mercedes soll nun der bisherige Chef von Ferrari Nordamerika, Marco Mattiacci, die bitter nötige Weiterentwicklung des F14 vorantreiben. Sechs Tage vor dem Grand Prix in China gehen der Scuderia die Nerven durch.
„Es ist Zeit für einen maßgeblichen Wandel“, erklärte Domenicali zu seinem Rücktritt am Montag. „Als Chef übernehme ich die Verantwortung für unsere aktuelle Situation, so wie ich es immer getan habe.“ Seine Entscheidung will der 48-Jährige als Signal verstanden wissen. „Mein Ziel ist es, wachzurütteln“, sagte er zu dem für ihn schmerzhaften Schritt: „Es gibt spezielle Momente in jedem Berufsleben, wenn man Mut braucht, um schwere und quälende Entscheidungen zu fällen.“
Dieser Entschluss erscheint angesichts der schwachen Scuderia-Bilanz in dieser Saison überfällig. Das hochgelobte Piloten-Duo Fernando Alonso und Kimi Räikkönen schaffte 2014 noch keinen Podestplatz. Beim jüngsten Grand Prix in Bahrain vor einer Woche kamen der Spanier und der Finne nur auf Rang neun und zehn ins Ziel.
„Mir gefällt es nicht, Ferrari in dieser Verfassung zu sehen“, zürnte Ferrari-Patron Luca di Montezemolo nach der desaströsen Vorstellung am Persischen Golf. „Wir lassen nichts unversucht, um dahin zurückzukommen, wo wir sein sollten. Wir arbeiten Tag und Nacht und treffen alle Entscheidungen, die getroffen werden müssen“, erklärte er dann am vergangenen Freitag. Einige italienische Medien fassten diese Aussage schon als vorgezogene Entlassung Domenicalis auf.
Vier der fünf in der Konstrukteurswertung 2013 topplatzierten Rennställe haben damit mittlerweile ihre so wichtige Führungsposition neu besetzt. Nur Red Bull um Champion Sebastian Vettel vertraut weiter auf Teamchef Christian Horner.
Michael Schumachers früherer Rennstall Ferrari läuft schon viel zu lange den eigenen Ansprüchen und vor allem dem WM-Titel hinterher. Das letzte Championat als Fahrer holte Räikkönen 2007 nach Maranello. 2008 sicherte sich die Scuderia letztmals die Konstrukteurs-WM. Die Ferrari-Fans schäumen bei dieser Bilanz.
Viel Kritik entlud sich auf Domenicali, der 1991 zum Team gekommen war, und zuletzt eine Patentlösung für die hartnäckigen Probleme mit der sensiblen Antriebseinheit schuldig blieb. Sein Erbe war ohnehin schwer. Domenicali hatte den Franzosen Jean Todt zum 1. Januar 2008 als Direktor der Sportabteilung abgelöst. An die glorreiche Zeit seines Vorgängers konnte er aber nie anknüpfen. Schließlich prägte Todt dank Schumacher eine Ära: Von 2000 bis 2004 verzückte der Kerpener die erfolgsverwöhnten Tifosi mit WM-Titeln.
„Ich schätze und mag ihn, ich habe ihn in diesen 23 Jahren gemeinsamer Arbeit beruflich wachsen sehen und deshalb wünsche ich ihm allen Erfolg“, sagte Fiat-Präsident di Montezemolo über Domenicali und meinte zu Nachfolger Mattiacci: „Er hat seine Herausforderung mit Enthusiasmus aufgenommen.“ Diese Begeisterung dürfte Mattiacci dringend brauchen. Schon jetzt sieht es nach einer weiteren verlorenen Saison für das stolze Traditionsteam aus.