Alonso-Heldentat - Vettel: nicht fertig machen lassen
Valencia (dpa) - Fernando Alonso konnten die Verschwörungstheorien von Sebastian Vettel und Red Bull auch am Tag nach seiner „Heldentat“ im Hafen von Valencia völlig egal sein. Denn das ganze Land lag dem stolzen Asturier zu Füßen.
„Gewinnen, gewinnen und gewinnen - wir sind Spanien“, prangte auf der Titelseite der Sportzeitung „Marca“ über dem Bild des verschwitzten, aber überglücklichen und fahnenschwenkenden Formel-1-Piloten. Und Alonso selbst freute sich sichtlich gerührt darüber, der gebeutelten Bevölkerung seines Landes „ein kleines bisschen“ zurückgegeben zu haben. Seine Kumpels von der Fußball-Nationalmannschaft hatte ja ebenfalls schon ihren Beitrag geleistet und waren am Abend zuvor ins Halbfinale der EM eingezogen. „Ich bin sehr stolz im Moment, ein spanischer Sportler zu sein“, betonte Alonso.
Auch diesmal flossen Tränen. Doch nicht aus Enttäuschung, wie 2010 im WM-Finale als er den Titel gegen Vettel im letzten Moment verlor. Diesmal war Alonso mit seinem Ferrari im Duell der zweimaligen Weltmeister der Gewinner. „Ein Prestigesieg nach einem untadeligen, herrlichen Rennen eines wahren Genies“, meinte das spanische Blatt „Sport“. Für „El Mundo“ ist Alonso gar „ein Donner, eine Bestie“. Am Montag saß der Spanier schon wieder auf dem Rad, um sich für die nächsten Rennen vorzubereiten.
Ohne den Ausfall Vettels durch eine überhitzte Lichtmaschine, woraufhin sich der Motor ausschaltete, hätte Alonso in seinem 184. Grand Prix aber wohl erneut im Schatten des Red-Bull-Piloten gestanden und nicht seinen 29. Karrieresieg bejubeln können. Was die famose Fahrt des von Platz elf gestarteten Spaniers in keiner Weise schmälern soll.
Aber Vettels Pech war Alonsos Glück. „Es ist einfach wirklich mies gelaufen, weil ich der festen Überzeugung bin, dass wir unsere gute Leistung auch bis zum Schluss hätten halten können“, bekräftigte Vettel noch einmal im Tagebuch auf seiner Homepage. Von den Vorwürfen an die Rennleitung wegen der aus Red-Bull-Sicht unnötigen Safety-Car-Phase war nichts mehr zu lesen. Nach der Rennberuhigung wegen eines hart bestraften Unfalls durch den Franzosen Jean-Eric Vergne (25 000 Euro und zehn Plätze in der nächsten Startaufstellung zurück) vom Red-Bull-Schwesterteam Toro Rosso war Vettels „Abbey“ in Führung liegend ausgerollt.
„Was bleibt ist natürlich die positiven Aspekte nicht aus den Augen zu verlieren“, meinte Vettel: „Wir konnten heute allen zeigen, was in uns und dem Auto steckt und dass wir richtig schnell sein können.“ Allerdings ist auch eines klar: Zum Großen Preis von Deutschland in rund einem Monat wird Vettel unter keinen Umständen als WM-Spitzenreiter anreisen. Mit weiterhin 85 Punkten ist der Heppenheimer auf den vierten Rang abgerutscht. Mit einem Sieg in zwei Wochen in Silverstone könnte er maximal bis auf einen Zähler auf Alonso (111) rankommen. „Trotzdem dürfen wir jetzt auf gar keinen Fall niedergeschlagen sein und uns von diesem Tag fertig machen lassen“, betonte Vettel nach dem ersten Ausfall 2012.
Der Schaden hielt sich aber dennoch in Grenzen, weil Lewis Hamilton im McLaren nach einem Unfall ebenfalls nicht ins Ziel kam und so weiter bei 88 Zählern verharrt. Vor Vettel und Hamilton schob sich noch der Teamkollege des Hessen, Mark Webber (91), in der WM-Wertung.
Auf dem 5,419 Kilometer langen Kurs in Valencia war er indes nicht mehr an Michael Schumacher vorbeigekommen. Für die Rückkehr des Rekordmeisters aufs Podium als Dritter hinter Alonso und Ex-Champion Kimi Räikkönen im Lotus gab es sogar Glückwünsche aus dem EM-Lager der deutschen Fußball-Nationalmannschaft. „Starkes Rennen!“, schrieb Kumpel Lukas Podolski auf seiner Facebook-Seite.
Es war aber noch nicht der Moment für eine Diskussion um die Zukunft des 43 Jahre alten Mercedes-Piloten. „Entschuldigt, aber ich habe keine weiteren Neuigkeiten, was das betrifft, also gebt mir die Zeit, die ich brauche. Dann werden wir schon sehen“, sagte Schumacher, bevor er am Abend auch mit der Familie in der Schweizer Wahlheimat auf seinen 155. Podestplatz anstoßen konnte.