Deutsche Startreihe eins in Bahrain: Rosberg vor Vettel
Sakhir (dpa) - In die Freude über die zweite Pole seiner Formel-1-Karriere mischten sich bei Nico Rosberg sofort auch die ersten Bedenken.
Dass er Dreifach-Weltmeister Sebastian Vettel ebenso in die Schranken wies wie Bahrain-Spezialist Fernando Alonso, muss für den Großen Preis in der Wüste von Sakhir am Sonntag noch nichts bedeuten. „Da darf man nicht zu selbstbewusst werden. Da waren einige, die ein bisschen besser aussahen als wir mit viel Sprit und im Renntrimm“, sagte der Mercedes-Pilot: „Wir wissen nicht, ob wir schnell genug sind, um das Rennen zu gewinnen. Aber wir versuchen es.“
Auf einem Umlauf war Rosberg am Samstag aber eine Klasse für sich. „Selbst mit einer perfekten Runde wäre Nico heute nicht zu schlagen gewesen“, sagte Vettel. Der Vorjahres-Polemann und -Sieger war im entscheidenden Durchgang der Qualifikation auf dem 5,412 Kilometer langen Bahrain International Circuit satte 0,254 Sekunden langsamer. „Unerreichbar“, räumte der dreimalige Bahrain-Gewinner Alonso auf Rang drei ein.
Rosbergs Teamkollege Lewis Hamilton, der vor einer Woche in China auf Pole gefahren war, landete auf dem vierten Rang. Allerdings muss der Ex-Weltmeister aus Großbritannien fünf Plätze zurück. In seinem Silberpfeil hatte vor Ablauf der Frist von fünf Rennwochenenden das Getriebe gewechselt werden müssen. Der eigentlich fünftplatzierte Mark Webber rückt im zweiten Red Bull wegen einer Vorstrafe aus dem Rennen in Shanghai drei Positionen zurück.
Profiteur von beiden Versetzungen: Adrian Sutil. Der Gräfelfinger rückt im Force India vom achten Qualifikations- auf den sechsten Startplatz vor. Nico Hülkenberg kam dagegen im Sauber nicht über Rang 14 hinaus.
An der Spitze sorgte ein anderer Deutscher für Furore, nachdem es am Vortag danach nicht ausgesehen hatte. „Es war vorher nicht ganz klar, wer das schnellste Auto hat, speziell über eine Runde. Das Team hat sehr gut gearbeitet um unseren Wagen zu verbessern, nachdem wir ein wenig zu kämpfen gehabt hatten“, sagte Rosberg und freute sich erstmal über ein „fantastisches“ Ergebnis. Das bis dato einzige Mal hatte er im April vergangenen Jahres auf der Pole gestanden, neben ihm Michael Schumacher. Es war bis Bahrain 2013 die letzte deutsche Startreihe eins.
Diese zweite Pole ist für Rosberg aber auch das ersehnte Signal für einen Restart der bislang unglücklich verlaufenen Saison. „Er war bis jetzt nicht gerade mit Glück gesegnet“, meinte Landsmann Vettel. Zwei der drei bisherigen Rennen konnte Rosberg nicht beenden. Umso größer war auch der Jubel bei seinen Vorgesetzten. „Diese Runde, die er da rausgezaubert hat, das war eine Höchstleistung“, sagte Team-Aufsichtsratschef Niki Lauda und zog die Kappe. „Das war eine Megarunde“, betonte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff.
Doch Achtung! „Wir sind in einer starken Position für das Rennen“, betonte Ferrari-Star Alonso - denn sein brasilianischer Teamkollege Felipe Massa rutschte durch die Versetzungen sogar auf den vierten Platz vor und wird neben dem Bahrain-Gewinner von 2005, 2006 und 2010 starten.
Mit seinem vierten Sieg könnte Alonso Vettel gegebenenfalls von der WM-Spitze verdrängen. Vor dem vierten WM-Lauf liegt der Champion von 2005 und 2006 neun Punkte zurück. Nur drei fehlen Kimi Räikkönen. Der Finne, Auftaktsieger in Australien, wird aber nur von Position acht starten.
Heißen muss das beim Wüstenritt nichts. Vettel stellt sich jedenfalls schon wieder auf einen Wettlauf mit der Haltbarkeit der schwarzen Gummis ein. „Es wird wieder vieles über die Reifen passieren“, meinte der 25-Jährige. „Es ist alles Reifenmanagement. Man muss versuchen, die Hinterreifen zu schonen“, verriet Rosberg seine Strategie, am Ende vielleicht auch im Rennen die Bedenken und Verfolger zu besiegen.