Die 10 Formel-1-Teams und ihr Status
Melbourne (dpa) - Titelverteidiger Lewis Hamilton konnte am Freitag vor dem Training fast unbehelligt im Motorhome von Mercedes verschwinden.
Ein anderer zog die Kamerateams im Fahrerlager von Melbourne an: Giedo van der Garde. Selbst wenn der Niederländer nach drei gewonnenen Prozessen gegen den Rennstall Sauber nicht über eine Sitzanpassung hinauskam und eine Dreiviertelstunde vor den ersten Trainingskilometern der neuen Formel-1-Saison schon wieder in Zivil rumlief.
Sportlich dürfen sich die Fans vermutlich auch in diesem Jahr wieder auf packende Duelle und spannende Rennen freuen. Hinter den Kulissen kämpfen aber nicht wenige Teams um nicht weniger als ums Überleben. Nur wenigen geht es richtig gut. Eine Bestandsaufnahme:
MERCEDES: Konstrukteursweltweltmeister, Werksrennstall des „Global Players“ Daimler. Mercedes hat keine Probleme. Motorsportchef Toto Wolff betonte jüngst, dass die Formel 1 nicht malade und auch nicht angeschlagen sei. Die Formel 1, Champions League des Motorsports, prosperiere. Mercedes kann sich tatsächlich nicht beklagen. Im Winter kamen weitere Sponsoren hinzu, mit Weltmeister Lewis Hamilton hat das Team einen internationalen Star.
FERRARI: Das zweite Hersteller-Team in der Formel 1. Das einzige, das seit Beginn der WM 1950 dabei ist. Die Marke in der Königsklasse schlechthin, ein Mythos. Mit Sonderkonditionen von Bernie Ecclestone ausgestattet. Holte Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel, hat Ex-Champion Kimi Räikkönen weiter unter Vertrag. Rüstete personell und auch in der Fabrik auf, um wieder an die Spitze zu kommen. Formel 1 ist die Werbeplattform für den elitären Sportwagenhersteller. Keine Geldsorgen.
RED BULL: Der Rennstall des Multimilliardärs Dietrich Mateschitz. Stieg von einer vermeintlichen Partytruppe zum Branchenführer von 2010 bis 2013 auf. Geld spielte dabei keine Rolle.
MCLAREN: Mit Honda kehrte der Antriebspartner einst ruhmreicher Zeiten zurück. Das Team holte Fernando Alonso, der als einer der bestbezahlten Piloten gilt. Das Team will zurück an die Spitze. Selbst McLaren hat aber bis heute keinen Hauptsponsor vorstellen können.
WILLIAMS: Stieg zur dritten Kraft im vergangenen Jahr auf - dank Partnerschaft mit Mercedes. Nahm dafür einiges Geld in die Hand. Die Folge: Zur Jahreshälfte 2014 schrieb das private Traditionsteam von Sir Frank Williams Rote Zahlen, etwa 24 Millionen Euro Verlust. Durch den Podiumsplatz in der Konstrukteurswertung kam aber wieder Geld rein.
TORO ROSSO: Das Zweitteam von Dietrich Mateschitz. Fällt irgendwie nie durch Negativ-Schlagzeilen auf. Scheint solide aufgestellt. Diente Red Bull als Durchgangsstation und Ausbildungsstätte für Fahrer wie Vettel oder auch Daniel Ricciardo und Daniil Kwjat.
LOTUS: Bekam den Rennwagen nicht rechtzeitig zu den Testfahrten fertig, startete mit Verspätung. Neu sind die Schwierigkeiten nicht. Räikkönen verließ den Rennstall nach der Saison 2013, weil seinen Angaben zufolge zu dem Zeitpunkt Zahlungen nicht geleistet worden waren. Lotus machte zuletzt Schlagzeilen mit dem Engagement einer Entwicklungsfahrerin, die sich mit Platz 29 in der GP3 „empfohlen“ hatte. Kritiker halten die Anstellung der foto- und telegenen Spanierin Carmen Jordá für einen PR-Gag.
FORCE INDIA: Sechster der Konstrukteurswertung im vergangenen Jahr. Vor finanziellen Problemen deswegen nicht gefeit. Bekam das neue Auto unter anderem für Nico Hülkenberg erst zu den letzten Tests fertig. Teamchef und Mitbesitzer Vijay Mallya wird in seiner Heimat Indien immer wieder im Zusammenhang mit wirtschaftlichen Problemen genannt. Wie Lotus und Sauber soll auch Force India Vorabzahlungen von Bernie Ecclestone zugesichert bekommen haben, um in Australien starten zu können.
SAUBER: Galt lange als solide und umsichtig arbeitendes Team. Wurde zwischenzeitig aber auch schon mal von BMW übernommen. Sorgt nun für einen Tiefpunkt, hat drei Fahrer unter Vertrag für zwei Cockpits. Ist angewiesen auf Sponsorengelder der Piloten - und ging offensichtlich ein zu hohes Risiko ein. Sorgte davor auch schon durch geplante Engagements eines russischen Nobodys oder einer Schweizer Pilotin für Schlagzeilen. Beides scheiterte. Das Schweizer Team steht nun am Abgrund.
MANOR: Der Nachfolger des insolventen Marussia-Teams. Kämpfte gegen die Totalpleite, bekam den Wagen durch eine beachtliche Kraftanstrengung vor dem Saisonauftakt fertig. Holte Will Stevens und Roberto Merhi, der Spanier weiß aber nicht, ob er im zweiten Rennen auch noch dabei ist. Das Team ist mehr denn je auf Fahrer angewiesen, die Sponsorengelder mitbringen.