Motorsport feiert sich selbst Die neue Begeisterung um die Formel 1

Sakhir (dpa) - So gefällt sich die Formel 1 reloaded. Show und Entertainment auf der Strecke und daneben reichlich Party-Stimmung. Laser-Show, DJ Steve Aoki, Popstar Enrique Iglesias, lauschige Plätzchen zum Entspannen und Shisha rauchen.

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Im perfekt organisierten Formel-1-Bahrain bekam der Fan der Motorsport-Königsklasse wieder einiges geboten. Kritik an dem politisch umstrittenen Land? Fehlanzeige.

Es war eher an der Zeit, sich selbst zu feiern, die ersten kleineren Fortschritte nach der Machtübernahme durch das US-Unternehmen Liberty Media zu rühmen und freudig in eine wohl wieder prosperierendere PS-Zukunft zu schauen.

„Ich denke, es gibt eine Begeisterung um die Formel 1“, sagte der amerikanische McLaren-Geschäftsführer Zak Brown. „Das Interesse ist höher, als es wahrscheinlich normal ist“, meinte Claire Williams, Stellvertretende Williams-Teamchefin. Es sei sicherlich größer als in den vergangenen zwei oder drei Jahren, betonte die Britin.

Eines wollen die Nachfolger des jahrzehntelang praktisch alleinherrschenden Bernie Ecclestone schon mal ganz schnell erreichen: Nähe zu den Fans herstellen. Der fixeste Weg heutzutage: Soziale Netzwerke. Nicht ohne Schmunzeln stellte Red-Bull-Teamchef Christian Horner begeistert fest, dass Ecclestone im Fahrerlager via Facebook live zu sehen gewesen sei. Der 86 Jahre alte Brite, der in Bahrain zum ersten Mal seit seiner Absetzung nach vier Jahrzehnten an der Formel-1-Vermarktungsspitze war, konnte mit Twitter und alldem nie wirklich etwas anfangen.

Der neue starke Mann an der Spitze der Formel 1 heißt Chase Carey. Er ist ein Medien-Profi durch und durch. In der Woche vor dem Grand Prix in dem Königreich am Persischen Golf traf er sich allerdings pikanterweise auch mit dem umstrittenen türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan. Es wird nun davon ausgegangen, dass die Türkei im kommenden Jahr wieder Gastgeber der Formel 1 sein wird. Im Istanbul Park waren von 2005 bis 2011 sieben Rennen ausgetragen worden.

Um politische Begebenheiten in den Gastgeberländern hat sich die Formel 1 schon unter Ecclestone nie große Gedanken gemacht. Im Sport ist die Formel 1 damit allerdings auch nicht allein. Man denke nur an die umstrittene Fußball-WM 2022 in Katar, nicht mal 100 Kilometer Luftlinie von Bahrain entfernt, das von Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch oder Amnesty International weiterhin scharf kritisiert wird. Für die Gulf Daily News zeigt aber der Grand Prix auf dem Kurs in der Wüste von Sakhir der Welt das wahre Gesicht.