Ecclestone: Für Münchner Richter ein alter Bekannter
München (dpa) - Seinen Richter hat Bernie Ecclestone schon kennengelernt. Im November 2011 wurde der Formel-1-Boss im Münchner Landgericht vom Vorsitzenden Richter Peter Noll und den Staatsanwälten ausgefragt - aber nur als Zeuge im Prozess gegen den früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky.
Danach durfte Ecclestone wieder in seinen Privatjet steigen und zum nächsten Rennen fliegen. Beim nächsten Besuch in München sitzt Ecclestone nun selbst vor Noll auf der Anklagebank: Nach einer langen Überprüfung ließ das Gericht die Anklage wegen des Verdachts der Bestechung und der Anstiftung zur Untreue am Donnerstag zu.
Der Prozess beginnt voraussichtlich im April. Bis dahin bleibt Ecclestone auf freiem Fuß. Das Gericht sieht keine Anhaltspunkte dafür, dass sich Ecclestone dem Verfahren entzieht. Es geht davon aus, dass er pünktlich zum Beginn der Verhandlung nach München kommt. Der Prozess gegen Ecclestone ist nach Einschätzung von Gribkowskys Verteidigern eine logische Folge aus der Verurteilung ihres Mandanten. Sie hatten vor Gericht argumentiert: Wo Bestechlichkeit, da auch Bestechung.
Der Banker wurde im Sommer 2012 zu achteinhalb Jahren Gefängnis wegen Bestechlichkeit verurteilt, weil er 44 Millionen Dollar von Ecclestone angenommen und nicht versteuert hat. Treibende Kraft war nach Ansicht der Richter aber Ecclestone selbst: Er habe Gribkowsky mit seinem Charme und seiner Raffinesse „ins Verbrechen“ geführt, sagte Noll in der Urteilsbegründung.
Seitdem ist klar, dass es für Ecclestone eng wird. Entscheidend in dem Prozess gegen den Formel-1-Chef wird nach Einschätzung von Experten die Frage sein, ob Ecclestone wusste, dass Gribkowsky bei einer staatlichen Bank angestellt war - und somit ein Amtsträger, der kein Geld annehmen durfte.
Kennengelernt hatten sich die beiden Männer beim Verkauf der Formel-1-Mehrheit im Jahr 2006. Der Banker Gribkowsky hatte als Risikovorstand der BayernLB den Auftrag, die Anteile der Bank an der Formel 1 zu Geld zu machen. Dabei arbeitete er eng mit Ecclestone zusammen, der die Bank am Steuer der Formel 1 lieber heute als morgen loswerden wollte.
Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Ecclestone die Millionen gezahlt hat, damit Gribkowsky die Rennserie an seinen Wunschkandidaten verkauft. Also winkte er dem Banker aus Bayern mit einem Job als Berater in der Glamourwelt der Formel 1 samt Millionenhonorar. Dafür sollte er den BayernLB-Anteil an den britischen Investor CVC geben - was auch gelang.
Die BayernLB geht davon aus, dass sie ohne den Pakt der beiden Männer wesentlich mehr für ihre Formel-1-Anteile erhalten hätte - und fordert mehr als 400 Millionen Dollar Schadenersatz von Ecclestone. Diese Klage will die BayernLB in den nächsten Wochen in London einreichen.
Ecclestone selbst wies den Verdacht der Bestechung stets weit von sich und beschuldigte Gribkowsky, ihn unter Druck gesetzt zu haben. „Herr Gribkowsky war sehr gut darin, mich subtil zu bedrohen und in Angst zu versetzen“, sagte er den Richtern bei seiner Zeugenaussage. Ecclestone hat nach eigener Aussage befürchtet, der Banker hätte den britischen Steuerbehörden Gerüchte über die Bambino-Familienstiftung seiner Frau mitteilen können. Das wäre für ihn teuer geworden: Von möglichen Steuernachzahlungen in Höhe von zwei Milliarden Pfund war die Rede. Er sei in seinem Leben zwar schon mehrfach bedroht worden. „Aber so noch nie.“ Ihm sei es deshalb nur darum gegangen, Gribkowsky „friedlich, freundlich und ruhig“ zu halten. „Damit er nicht auf dumme Gedanken kommt.“