Ecclestone plant für Abschied: Wunsch-Nachfolger Horner
São Paulo (dpa) - Bernie Ecclestone wünscht sich Sebastian Vettels Teamchef als Nachfolger an der Spitze der milliardenschweren Formel 1.
Kurz vor dem Saisonfinale in Brasilien nannte der 83 Jahre alte Brite erstmals öffentlich seinen Favoriten für den Posten als Geschäftsführer. „Christian wäre ideal“, sagte Ecclestone. Er bot an, Horner erst einmal einzuarbeiten, berichteten britische Medien übereinstimmend.
„Wir könnten eine Übergangsphase haben. Es braucht jemanden, der den Sport kennt“, sagte Ecclestone. „Das ist sehr schmeichelhaft, aber mein Fokus liegt in absehbarer Zeit voll auf diesem Team“, sagte Horner in São Paulo dem britischen Sender BBC.
Auch wenn Horner das anders sah, könnte Ecclestones Zeit als Chef der Motorsport-Königsklasse nach fast vier Jahrzehnten schon in Kürze zu Ende gehen. Gegen den Briten läuft in London ein Prozess wegen Bestechung. Auch in Deutschland droht ein Verfahren im Zusammenhang mit dem Anteils-Verkauf der Formel 1 vor acht Jahren von der BayernLB an das Investmentunternehmen CVC, den Halter der kommerziellen Formel-1-Rechte. Sollte Ecclestone ein Vergehen nachgewiesen werden, werde man sich von ihm trennen, hieß es jüngst von CVC.
Stellt Ecclestone mit der öffentlichen Werbung für seinen Wunsch-Nachfolger die Zeichen etwa auf Abschied? Bis zum Beginn der nächsten WM-Runde sind es knapp vier Monate. Wie lange der Prozess in England dauert, ist allerdings völlig offen.
Klar ist hingegen, dass Horner vertraglich bis 2017 an Red Bull gebunden ist. Ende vergangenen Jahres hatte er seinen Kontrakt erst verlängert. „Es war eine absolut logische Entscheidung“, hatte Horner erklärt. Er ist ein Mann der ersten Stunde des Teams: Seit dem Einstieg 2005 ist Horner der Chef an und in der Box.
Aktuell ist er auch der Erfolgreichste in seinem Job: Vier Konstrukteurstitel in Serie, vier Fahrertitel durch Vettel in Serie. Insgesamt gelangen Red Bull unter Horners Führung bis dato 46 Siege bei 102 Podiumsplätzen.
Horner erklärte schon mehrfach, dass er kein Interesse an dem Posten als Formel-1-Geschäftsführer hat. Am Freitag bekräftigte er zudem noch einmal, dass Ecclestone durch eine Person unmöglich zu ersetzen sei. Mit ihm verbindet den mittlerweile 40-Jährigen, der selbst auch mal in der britischen Formel 3 fuhr, eine enge Freundschaft. Bei der dritten Hochzeit des Formel-1-Chefs war Horner Trauzeuge.
Als die beiden in diesem Jahr gemeinsam in einem Möbelladen im noblen Londoner Stadtteil Chelsea entdeckt wurden, spekulierten manche bereits, die beiden würden die Einrichtung von Horners künftigem Büro als Formel-1-Chef aussuchen. Er betonte damals aber, es sei um Möbel „fürs traute Heim“ gegangen.
Ecclestones Schicksal liegt vertraglich zwar in den Händen von CVC. Nachdem er aber seit 1977 die TV- und Vermarktungsrechte für Jahrzehnte in seinem Besitz hatte und noch immer die Abschlüsse mit neuen Austragungsorten macht, ist Ecclestones Macht gewaltig. Die Leute, mit denen er verhandeln würde, würden ihn seit langem kennen und ihm vertrauen, betonte Ecclestone in Brasilien. Seine Geschäftspartner wüssten, er sei aufrichtig mit ihnen. „So ist das auch mit Christian“, betonte Ecclestone: „Ich hoffe, wir können das machen.“