Ehrfürchtiger Vettel erhält Silbernes Lorbeerblatt
Berlin (dpa) - Fast ehrfürchtig und verlegen wirkte Sebastian Vettel. Während Deutschlands amtierender Bundespräsident Horst Sehhofer im Blitzlichtgewitter der Fotografen die Verdienste des 24-Jährigen würdigte, huschte schon mal ein verschämtes Lächeln über Vettels Gesicht.
„Trotz aller Erfolge sind Sie bodenständig geblieben. Und das schätze ich auch persönlich“, sagte Seehofer, der ihm im Berliner Schloss Bellevue das Silberne Lorbeerblatt verlieh - Deutschlands höchste Ehrung für sportliche Leistungen.
„Vielen, vielen Dank für die Auszeichnung“, sagte Vettel, der sich in schwarze Jeans und schwarzes Cord-Sakko statt Rennoverall geworfen hatte. „Das ist eine große Ehre.“ Brav lauschte der jüngste Doppelweltmeister der Formel 1 den Lobesworten Seehofers. Als Bundesratspräsident führt er nach dem Rücktritt von Christian Wulff kommissarisch die Amtsgeschäfte des Bundespräsidenten und nahm daher auch Vettels Auszeichnung vor.
„Sie wissen vielleicht, dass ich gern Pokale und Trophäen sammle“, sagte Vettel: „Da ist das Silberne Lorbeerblatt etwas Besonderes, das man nicht jedes Jahr bekommt, vielleicht sogar nur einmal im Leben.“ Neben so großen Namen im deutschen Sport wie Dirk Nowitzki, Franz Beckenbauer oder Fritz Walter genannt zu werden, sei schon etwas ganz Besonderes, betonte Vettel anschließend vor Journalisten.
Der Sportler des Jahres von 2010 ist erst der zweite deutsche Formel-1-Pilot, der damit ausgezeichnet wurde. 1997 hatte Vettel-Kumpel Michael Schumacher, ebenfalls nach zuvor zwei WM-Titeln, das Lorbeerblatt bekommen. „Er hat damals nicht ahnen können, dass es eines Tages einen zweiten überragenden Fahrer aus Deutschland in der Weltklasse geben wird“, meinte Seehofer und bezeichnete Vettels Laufbahn als „eine rasante Karriere“.
Wohl wahr: Grand-Prix-Debüt 2007, erster Sieg 2008, Weltmeister 2010 und 2011. In diesem Jahr kann Vettel sogar den Hattrick schaffen. Gelingt es dem Red-Bull-Piloten in der in drei Wochen beginnenden Saison, wäre er der dritte Pilot mit drei Titeln in Serie in der Formel-1-Geschichte sein. Neben Schumacher, der insgesamt sieben Mal Weltmeister (1994 und 1995, 2000 bis 2004) wurde, hatte es in den 50er Jahren noch der Argentinier Juan-Manuel Fangio (insgesamt 5 Titel) geschafft.
Vettels Trophäensammlung ist aber schon seit Freitag wieder größer geworden. „Platz dafür ist auf jeden Fall, jetzt muss nur noch ein schöner Platz gefunden werden“, meinte Vettel, der für die Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes auch seinen Test-Terminplan entsprechend abgestimmt hatte. Am Dienstag und Mittwoch war der Heppenheimer noch auf dem Circuit de Catalunya bei Barcelona mit dem neuen RB8 gefahren, dann wurde im Simulator in Milton Keynes geübt.
Im Schloss Bellevue sollte der Kampf um Hundertstelsekunden aber keine Rolle spielen. „Heute stoppen wir die Zeit nicht, wir genießen sie einfach“, betonte Seehofer: „Gemeinsam mit dem jüngsten Weltmeister, den die Formel 1 je erlebt hat.“