Ein Jahr nach tödlichem Bianchi-Unfall
Suzuka (dpa) - Mit bewegenden Worten hat der Vater des vor einem Jahr in Japan tödlich verunglückten Jules Bianchi über die Gefühle der Familie bei der Rückkehr der Formel 1 an den Ort des Unfalls gesprochen.
Es sei ein schwieriger Moment, sagte Philippe Bianchi in einem Interview dem britischen Sender „BBC Sport“. „Denn es zeigt, dass es ein Jahr her ist, dass Jules seinen Unfall hatte. Diese Woche ist keine gute Woche für die Familie Bianchi.“
Er betonte auch, dass er sich noch immer keine Rennen anschauen könne. „Vielleicht kann ich mir in ein paar Monaten, in ein paar Jahren einen Grand Prix ansehen. Ich weiß es nicht, im Moment ist es zu schwierig“, sagte er nach Angaben der BBC in seiner Heimat Frankreich.
Auch Aufzeichnungen des Unfalls, der sich am 5. Oktober 2014 auf dem Suzuka International Racing Course ereignet hatte, habe er sich noch nicht angesehen, betonte der Vater des nur 25 Jahre alt gewordenen Jules. Dieser war mit seinem Marussia-Rennwagen unter einen Bergungskran gerast. Er starb am 17. Juli an seinen schweren Kopfverletzungen.
Jules Bianchi, der aus der Ferrari-Talentschmiede stammte und als künftiger Stammpilot der Scuderia galt, war seit dem Unfall nicht mehr aus dem Koma erwacht.
In Suzuka legten Fans am Donnerstag zum Gedenken an den ehemaligen Piloten Erinnerungsstücke ab. Bianchis Landsmann Romain Grosjean schrieb bei Twitter angesichts des Regens über dem Kurs wie damals: „Die schrecklichsten Erinnerungen meiner Karriere kehren zurück mit Jules' Unfall! Wir vermissen dich, mein Freund.“
Jeden Tag habe Jules früher mit seiner Mutter oder ihm telefoniert, erzählte Vater Philippe. Er hatte schon während der Zeit, in der irgendwann die Hilflosigkeit die Hoffnung immer kleiner werden ließ, ergreifend emotionale Interviews gegeben. So wie diesmal wieder. „Wenn die Monate vergehen und Du ihn siehst, jeden Tag gleich, dann verstehst Du in diesem Moment, dass es für ihn nicht mehr möglich sein wird zurückzukommen, weil die Verletzung zu schwerwiegend ist“, sagte er der BBC.
Ein Arzt habe ihm erklärt, dass letztlich die Kräfte zu groß gewesen seien, die bei dem Unfall auf Bianchi einwirkten. Selbst ein geschlossenes Cockpit hätte daran nichts geändert, meinte er. Dennoch sprach sich Philippe Bianchi für diese Schutzmaßnahme aus: „Das Cockpit zu schließen, wäre aus meiner Sicht eine sehr gute Sache.“
Die Anteilnahme in der Formel 1 auch bei der Beerdigung habe die Familie bis ins Herz ergriffen, betonte er und kündigte auch die Gründung einer Stiftung an. Damit will Philippe Bianchi junge Fahrer im Kart unterstützen, denen die finanziellen Mittel und auch die Erfahrung fehlen. „Ich bin mir sicher, ich kann etwas Gutes tun für Jules. Das ist jetzt wichtig, denn Jules ist nicht hier. Aber es ist auch schwierig, weil wir ihn so sehr vermissen.“