Ein Senna, aber keine Sieger: Brasiliens Sehnsucht
Sao Paulo (dpa) - Felipe Massa rät Rubens Barrichello zur Rente, Bruno Senna steckt noch immer in den Lehrjahren. Die brasilianische Fraktion wird die Sehnsucht der motorsportbegeisterten Südamerikaner wohl auch beim Finale der Formel-1-Saison 2011 nicht stillen können.
Vor drei Jahren trug sich Massa, damals noch als Titelkandidat ins Heimrennen gestartet, als letzter Brasilianer in die Siegerlisten ein. Diesmal bestreitet der Paulista als WM-Sechster fern von Gut und Böse auf dem Kurs in Interlagos sein 100. Rennen für Ferrari. Für Aufsehen sorgte er höchstens mit einer provokanten Botschaft an Landsmann Barrichello: „Du wirst 40, hör' auf, Rennen zu fahren.“
„Ich werde nicht betteln“, betonte Barrichello am Donnerstag bei der offiziellen Pressekonferenz in Interlagos. Er habe 19 wunderbare Jahre gehabt. Eine Karriere, von der die meisten Fahrer nur träumen könnten, wurde Massa in brasilianischen Zeitungen zitiert.
Barrichello bestritt 321 Grand Prix und damit so viele wie kein anderer. Im Mai kommenden Jahres wird der ehemalige Schumacher-Teamkollege bei Ferrari 40 Jahre alt. Einen neuen Vertrag bei seinem aktuellen Team Williams oder einem anderen Rennstall hat „Rubinho“ derzeit nicht. Vom Rat seines Kumpels Massa will er sich nicht beirren lassen. Bekommt er noch mal ein Engagement, würde der Vizeweltmeister von 2002 und 2004 in seine 20. Saison in Serie gehen.
Massas letzter Sieg liegt nunmehr drei Jahre zurück. Es war der bitterste Erfolg seiner Karriere, denn er reichte nicht zum WM-Titel: Um einen Punkt musste er sich nach dem Heimrennen in Sao Paulo in der Endabrechnung Lewis Hamilton geschlagen geben. Barrichellos letzter Sieg datiert aus dem Jahr 2009, als er für BrawnGP in Italien gewann, letztlich aber auch wieder am eigenen Teamkollegen (Jenson Button) scheiterte. „Für alle Brasilianer ist dieses Rennen wie eine Meisterschaft“, betone Massa, der bereits zweimal diese „nationale Meisterschaft“ für sich entscheiden konnte.
Von Siegen kann der Dritte im brasilianischen Bunde derzeit nur träumen. Und dennoch wird er ganz besonders im Blickpunkt stehen. „Ein Heimrennen ist immer etwas Aufregendes, speziell aber wenn dein Name Senna ist und Du aus Brasilien kommst“, betonte Renault-Pilot Bruno Senna. „Es ist das zweite Mal für mich hier in Brasilien, aber das erste Mal in einem wettbewerbsfähigen Auto“, sagte er.
Nur ein paar Kilometer vom Autodromo José Carlos Pace entfernt ruht sein Onkel: Ayrton Senna, dreimaliger Weltmeister, Volksheld, Idol, Legende. 1994 in Imola tödlich verunglückt. „Er ist immer noch da“, meinte Rekordweltmeister Michael Schumacher, der selbst auch noch gegen Senna gefahren war.
„Wenn sie denken, dass ich schnell bin, sollten sie meinen Neffen sehen“, hatte Ayrton Senna einmal gesagt. Wie einst der Onkel in seinen Jahren bei Lotus darf nun auch der Neffe im schwarz-goldenen Rennwagen vor den eigenen Fans Gas geben. „Einige erkennen mich, aber ich bin ja kein Hollywoodstar“, betonte Bruno Senna. Ein Sieg am Sonntag wäre allerdings Stoff für den nächsten Senna-Film.