Ferrari-Feier bis in den Morgen - Probleme bei Mercedes

Singapur (dpa) - Sebastian Vettel genoss seine Nacht von Singapur mit dem Ferrari-Team an der Strecke bis in die frühen Morgenstunden, ehe er zur exklusiven Formel-1-Party im Luxushotel nebenan weiterzog.

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Am Montag schaltete der viermalige Weltmeister mit der Weiterreise nach Japan aber schon wieder in den Vorbereitungsmodus. Vettels Formel-1-Teamchef Maurizio Arrivabene stellte klar, wohin der Weg letztlich führen soll: „Es gibt noch eine Menge Punkte zu holen und wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um vorne zu bleiben.“

Nicht nur im Team sind die Hoffnungen auf die WM wieder deutlich gestiegen. „La Gazetta dello Sport“ schwärmte: „Die Perfektion. Es gibt keine anderen Worte, um Vettel und Ferrari in der heißen Nacht von Singapur zu beschreiben.“ Selbst in der Heimat des Titelverteidigers Lewis Hamilton, der diesmal leer ausging, macht man sich auf eine heiße Endphase im WM-Kampf gefasst. „Dieses Wochenende hat Leben in eine Meisterschaft gebracht, deren Ergebnis festzustehen schien“, schrieb der „Daily Telegraph“.

Zu Nebendarstellern degradierte Vettel bei seiner Gala-Nachtschicht mit Rekordeinschaltquote für den TV-Sender RTL vor allem das Mercedes-Duo. Nach Platz vier suchte Nico Rosberg in der Nacht auf Montag eiligst Trost am Telefon bei seiner Familie, Hamilton hatte sogar seinen ersten Nuller in diesem Jahr nach seinem vorzeitigen Aus zu verdauen.

Seit Vettel Ferrari im Stil von Michael Schumacher mitreißt, ist die rote Gefahr für Mercedes wieder da. Ob ihn Vettel womöglich vom zweiten Rang bald verdrängt, interessiert Rosberg allerdings nicht. „Ich gucke nach vorne, ich will gewinnen. Ob ich Zweiter oder Dritter bin, ist mir wurscht. Ich möchte auf die Eins.“ Das will Vettel erst recht, und er weiß, wie es geht: Viermal gelang es ihm bereits.

Auf 49 Punkte ist der Hesse dank seines dritten Saisonsiegs an Hamilton rangekommen, nur acht Zähler trennen ihn von Rosberg. Sechs Rennen stehen noch an. An diesem Wochenende geht es in Suzuka weiter. Auf dem legendären Kurs gewann Vettel bereits viermal. Gelingt es ihm erneut, überbietet er Schumachers Bilanz von drei Siegen in dessen erstem Ferrari-Jahr 1996. Jeder Vergleich mit dem Rekordweltmeister sei aber lächerlich, betonte Vettel in Singapur. „Wenn Du 23 Kurven in Singapur hast, sehe ich mich in Kurve eins, Michael in Kurve 23.“

Insgesamt feierte Vettel auf den nun folgenden Rennstrecken über die Jahre zehn seiner mittlerweile 42 Siege. Hamilton kommt auf sechs Erfolge, Rosberg hat mit einem Sieg aus den Rennen in Suzuka, Sotschi, Austin, Sao Paulo und Abu Dhabi die schlechteste Empfehlung für die entscheidende Phase des WM-Kampfes. Der Kurs in Mexiko im drittletzten Saisonrennen wird für alle Neuland sein.

Neu in diesem Jahr bei Mercedes war auch das Gefühl von Rat- und Hilflosigkeit. „Wir werden hart daran arbeiten, um herauszufinden, woran es gelegen hat“, betonte Hamilton, der wegen Problemen seinen Wagen auf Rang 14 liegend vorzeitig abstellte, um wenigstens den Motor für die anstehenden Rennen zu schonen: „Noch liegt ein langer Weg vor uns.“ Er werde aber „sicherstellen, dass ich so auch in Suzuka zurückschlagen“ kann. Schließlich kam auch Teamrivale Rosberg um weitere zwölf Punkte auf 41 Zähler ran.

Es kann, und damit rechnen auch die Konkurrenten, aber nur ein Schwächemoment der Silberpfeile gewesen sein auf dem speziellen Kurs in Singapur. „Ich gehe davon aus, dass sie in Suzuka wieder zurück (auf dem Podium) sein werden“, meinte der Singapur-Zweite Daniel Ricciardo von Red Bull. Jedenfalls analysieren die Mercedes-Ingenieure im Basislager im britischen Brackley in diesen Tagen mit Akribie und Hochdruck die gesammelten Daten von Singapur.

„Wir haben ein paar Theorien, aber es dauert noch“, sagte Rosberg am Ende eines „heftigen“ Wochenendes. Sollte es aber eine Fortsetzung der Mercedes-Malaisen in Japan geben, „haben wir ehrlich gesagt, auch nichts dagegen“, meinte Vettel schon leicht beschwipst - und verabschiedete sich in eine lange und wohlverdiente Partynacht.