Ferrari im Flaggenstreit
Greater Noida (dpa) - Red-Bull-Rivale Ferrari hat im Titelrennen mit einem Nebenschauplatz zu kämpfen. Der Formel-1-Rennstall versuchte nun, im Streit mit Indien um Marine-Flaggen als Tribut für zwei italienische Soldaten auf seinen beiden Formel-1-Rennwagen einzulenken.
Die Scuderia veröffentlichte eine Stellungnahme auf ihrer Homepage, in der es hieß: „Mit allem Respekt vor den indischen Behörden möchte Ferrari klarstellen, dass diese Initiative keinerlei politische Implikation hat oder haben sollte.“
Auch am Samstag trugen die beiden roten Rennwagen oberhalb der Fahrzeugnase die Flagge der italienischen Marine. Es sei ein „Tribut an eine der hervorragenden Institutionen des Landes“, hieß es in der Mitteilung. Nichts mehr war von den beiden Soldaten zu lesen, die in Indien wegen Mordes angeklagt sind. Die beiden werden beschuldigt, im Februar zwei indische Fischer erschossen zu haben. Die Soldaten hatten vor der Küste Indiens einen italienischen Öltanker bewacht und die Fischer mit Piraten verwechselt.
Am Donnerstag hatte Ferrari die Flaggen-Aktion angekündigt. In der Hoffnung, dass „die indischen und italienischen Behörden bald eine Lösung finden würden“, teilte die Scuderia mit. Daraufhin hatte sogar der italienische Außenminister Giulio Terzi via Twitter dem Team zu dieser Initiative gratuliert. Es zeige, dass das ganze Land hinter den beiden Soldaten stehe.
Politische Statements verstoßen allerdings nicht nur gegen die FIA-Statuten für die Formel 1. In Indien fiel die Reaktion bis in die höchsten politischen Ebenen auch alles andere als erfreut aus. Ein Sportevent für Dinge zu nutzen, die nichts mit Sport zu tun hätten, sei nicht im Sinne des Sports, wurde Außenministeriums-Sprecher Syed Akbaruddin zitiert. Ungewöhnlich unsouverän hatte am Freitag Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali auf Fragen nach den Flaggen reagiert und einen Journalisten an das Pressebüro der Scuderia verwiesen.
Derzeit prüft das Höchste Gericht in Neu Delhi, ob die Marinesoldaten unter indische Gerichtsbarkeit fallen, wie ihr Anwalt MR Rajendran Nair sagte. Die beiden seien momentan gegen Kaution im Bundesstaat Kerala auf freiem Fuß, dürften aber nicht verreisen. Wenn ein indisches Gericht zuständig sei, müssten sie sich wegen Mordes verantworten.
Im Mai hatte Italien seinen Botschafter aus Indien zu Konsultationen einbestellt. Die Hinterbliebenen der Opfer hatten sich unterdessen mit Italien außergerichtlich geeinigt. Als Entschädigung wurden umgerechnet je 144 000 Euro gezahlt. Sie ließen im Gegenzug ihr Klage fallen.