Formel 1 2015: Vom Titelverteidiger bis zum Teenager
Melbourne (dpa) - Ein 17-jähriger Niederländer Max Verstappen, der an diesem Wochenende Formel-1-Geschichte schreibt. Ein viermaliger deutscher Weltmeister Sebastian Vettel, der eine neue Ära in Rot einleiten will.
Ein dauergrinsender Australier Daniel Ricciardo, der bei Red Bull Vettel nacheifern will. Und last but not least: Die Duellanten Nummer 1 um die Nummer 1 in diesem Jahr mit Weltmeister Lewis Hamilton und seinem Top-Herausforderer Nico Rosberg. Die vermeintlichen Figuren der Formel-1-Saison 2015:
Der TITELVERTEIDIGER: Lewis Hamilton (30 Jahre). Mit dem Privatjet nach Australien angereist. Will auch in dieser Saison wieder einen Höhenflug erleben. Zweimal schon Weltmeister, mit dem dritten Titel würde er die britische Rennsport-Ikone Sir Jackie Stewart einholen. Will noch besser als im vergangenen Jahr werden, als er elf von 19 Rennen gewann. Fühlt sich noch gestärkter, auch das Beziehungs-Aus mit Nicole Scherzinger soll ihn nicht umhauen.
Der erste HERAUSFORDERER:Nico Rosberg (29). Will die Revanche. Er nennt es das Rückspiel. Muss Hamilton in diesem Jahr noch mehr unter Druck setzen. Im Qualifying bereits 2014 der bessere der beiden Mercedes-Piloten. Kann, vor allem aber will Rosberg der dritte deutsche Formel-1-Weltmeister nach Michael Schumacher (7 Titel) und Sebastian Vettel werden (4). Vertraglich hat er sich länger an Mercedes gebunden, und im Sommer wird er auch noch zum ersten Mal Vater. Eine wahrlich aufregende Saison für Rosberg.
Der neue FERRARI-STAR: Sebastian Vettel (27). Der fünfte Deutsche, der in einem Ferrari an Grand Prix' teilnehmen wird. Aber mehr, deutlich mehr als das. Hoffnungsträger. Schumacher-Nachfolger. In manchen Bereichen wie eine Kopie des erfolgreichsten Formel-1-Piloten, der einst die Scuderia zu einer beispiellosen Siegesserie geführt hatte, meinte schon sein Teamchef Maurizio Arrivabene. Und Vettel will es wissen. Es ist seine Herausforderung. Gewinnt er auch mit Ferrari, werden auch die letzten Kritiker verstummen. Seinen 39. und bis dato letzten GP-Sieg feierte er im November 2013. Mit Nummer 41 würde er die Formel-1-Legende Ayrton Senna einholen.
Der schweigsame FINNE: Kimi Räikkönen (35). Bis dato letzter Ferrari-Weltmeister. Das war 2007. Nach der Rückkehr zur Scuderia alles andere als weltmeisterlich. Dümpelte 2014 im Mittelfeld. Nur einmal Vierter, der Rest war Schweigen. Aber: Räikkönen stellte auch schon den neuen Schwung durch die Ankunft von Kumpel Vettel fest. Und an den Auftakt in Australien hat der Finne auch gute Erinnerungen: 2013 feierte er im Albert Park im Lotus seinen bis dato letzten Sieg von insgesamt 20 Rennerfolgen.
Der redselige FINNE: Valtteri Bottas (25). Ohne Zweifel einer der Shootingstars im vergangenen Jahr, seinem zweiten in der Formel 1. Sechsmal auf dem Podium, davon zweimal Zweiter, viermal Dritter. Zum Vergleich: Teamkollege Felipe Massa gelangen zwei dritte Plätze und ein zweiter Rang. 2015 will Bottas, der deutlich redseliger in Sachen Formel 1 ist als Landsmann Räikkönen mehr: Den ersten Sieg seiner noch jungen Karriere und die Attacke auf die Silberpfeile.
DergutgelaunteHONIGDACHS: Daniel Ricciardo (25). Jetzt ist er der Anführer bei Red Bull. Will an die Leistung vom vergangenen Jahr anknüpfen, als er als einziger die Mercedes-Siegesserie dreimal unterbrechen konnte - im Gegensatz zu seinem damaligen Teamkollegen Vettel. WM-Dritter 2014. 2015 nach den Stationen HRT (2011) und Toro Rosso (2012 und 2013) in seinem zweiten Red-Bull-Jahr. Seine Markenzeichen: Das scheinbar nie weichende breite Grinsen und eine Vorliebe für den possierlich wirkenden, aber nicht zu unterschätzenden Honigdachs.
Der vorerst VERHINDERTE: Fernando Alonso (33). Er hat schon vor der Saison für neue Crash-Saga gesorgt. Ungewollt! Sein Unfall bei den Testfahrten in Barcelona sah nicht schlimm aus. Er hat aber Folgen für Alonso: Nach seiner Rückkehr zu McLaren, für das er 2007 ein Jahr (meist im Streit) fuhr, beginnt mit einer Auszeit. Aus Angst vor einer erneuten Gehirnerschütterung rieten die Ärzte von einem Start in Australien ab. Die Spekulationen, dass bei dem Unfall mehr passierte, als der seitliche Aufprall in die Streckenmauer, reißen nicht ab. Für McLaren-Honda der denkbar schlechteste Beginn der selbst erhofften neuen Ära.
Der JÜNGSTE: Max Verstappen (17). Der Bubi im Feld. Mit 17 Jahren und drei Tagen wurde er bereits im vergangenen Jahr in Suzuka zum jüngsten Piloten bei einem Formel-1-Training. An diesem Sonntag wird der Sohn des ehemaligen Formel-1-Piloten Jos Verstappen als erster Fahrer unter 18 Jahren, in vielen Ländern die Altersgrenze für den Führschein, in einem Formel-1-Rennen starten. Genauer gesagt: Mit 17 Jahren und 166 Tagen. Der Toro-Rosso-Pilot gilt als riesiges Talent.