Formel-1-Boss Ecclestone schließt Rücktritt vorerst aus

München (dpa) - Bernie Ecclestone will die Formel 1 weiter nicht aus seinen Händen geben. Einen Rücktritt als mächtiger Geschäftsführer der Königsklasse des Motorsports schloss der 82-Jährige in einem Interview der „Bild“ vorerst aus.

„Nein, ich denke nicht“, sagte der Brite auf die entsprechende Frage. Ecclestone wies zudem erneut die Schmiergeldvorwürfe gegen ihn zurück, die ihn womöglich vor die deutsche Justiz bringen.

Der milliardenschwere Herrscher der Formel 1 gab vor, von einer bereits erfolgten Anklageerhebung der Münchner Staatsanwaltschaft nichts zu wissen. „Ich habe gar nicht damit gerechnet, eine zu bekommen. Um ehrlich zu sein, ich weiß gar nicht wie der letzte Stand ist. Ich hatte länger keinen Kontakt zu den Anwälten“, sagte er der „Bild“. Einen Bericht der „Süddeutschen Zeitung“ über eine Anklage gegen Ecclestone wegen Bestechung eines Amtsträgers und Anstiftung zur Untreue in jeweils besonders schwerem Fall wollten Gericht, Staatsanwaltschaft und Ecclestones Anwälte am Mittwoch nicht bestätigen.

Die Anklageschrift sei dem Landgericht Anfang dieser Woche zugeschickt worden, berichtete die Zeitung. Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch erklärte dazu der dpa: „Das Verfahren ist abgeschlossen. Wir können nichts weiter dazu sagen. Die zeitlichen Abläufe bestimmt das Gericht.“

Sollte es aber zu einem aufsehenerregenden Prozess gegen Ecclestone kommen, will er auch selbst in München anwesend sein. „Wenn ich muss, komme ich natürlich“, sagte er. Besonders besorgt schien er über eine mögliche Anklage nicht zu sein.

Auch die Vorwürfe, er habe seinem ehemaligen Geschäftspartner Gerhard Gribkowsky rund 44 Millionen US-Dollar Schmiergeld bezahlt, damit der ehemalige Vorstand der BayernLB die Formel-1-Anteile der Bank verkaufe, wies Ecclestone laut „Bild“ erneut zurück: „Alles, was ich weiß, ist: Ich bin unschuldig! Am Ende wird die Wahrheit herauskommen.“ Die Anschuldigungen seien Blödsinn. „Das Geld, dass ich ihm gezahlt habe, hat nichts mit dem Verkauf der Formel-1-Anteile zu tun“, sagte der Formel-1-Boss.

Ecclestone, der seit dem Kauf der TV- und Vermarktungsrechte Ende der 1970er Jahre über die Formel 1 herrscht, bekräftigte zudem, dass seine berufliche Zukunft eine Entscheidung der Anteilseigner sei: „Wenn mein Vertrag mit der Firma ausläuft, können sie mich ersetzen, wenn sie es wollen.“ CVC hatte Ecclestone vor sieben Jahren nach dem Verkauf der Formel 1 an die Investmentgruppe als Geschäftsführer eingesetzt.

Sein damaliger BayernLB-Geschäftspartner Gribkowsky war im vergangenen Sommer zu achteinhalb Jahren Haft wegen Bestechlichkeit in Tateinheit mit Untreue und Tatmehrheit mit Steuerhinterziehung verurteilt worden. In der Urteilsverkündung hatte der Richter schon damals betont, dass Gribkowsky von Ecclestone „ins Verbrechen geführt“ worden sei. Das Urteil ist rechtskräftig. Ecclestone hat die Schmiergeldvorwürfe stets energisch bestritten und sprach seinerseits von Erpressung. Gribkowsky soll demnach Anspielungen gemacht haben, Ecclestones undurchsichtiges Geschäftsmodell den britischen Steuerbehörden zu melden.

Ende des vergangenen Jahres hatte Ecclestone zumindest eingeräumt, mit Konsequenzen zu rechnen, wenn es nach einer Anklage auch zu einer Verurteilung käme. CVC werde „wahrscheinlich gezwungen sein, mich loszuwerden, wenn die Deutschen mich holen. Es ist ziemlich klar, wenn ich eingesperrt würde“, hatte Ecclestone seinerzeit dem „Sunday Telegraph“ gesagt.

Die Besitzergesellschaft soll längst einen Headhunter für die Suche nach einem geeigneten Nachfolger für Ecclestone engagiert haben. Hinter vorgehaltener Hand heißt es im Fahrerlager schon länger: Im Falle einer Anklage wäre Ecclestone auf dem wichtigsten Posten in der Formel 1 nicht mehr tragbar. Weltweit operierende Unternehmen wären durch ihre Compliance-Richtlinien zum Handeln gezwungen. Das würde auch für den deutschen Hersteller Mercedes gelten.

Ecclestone hat die Formel 1 wie kein anderer geprägt, geformt und vor allem finanziell gesteuert. Der Aufstieg zum mächtigsten Mann der Königsklasse des Motorsports begann Ende der 1970er Jahre, als der ehemalige Gebrauchtwagen-Händler die TV- und Vermarktungsrechte erstand. Ecclestone machte aus der Formel 1 ein weltumspannendes milliardenschweres Ereignis. Ein geplanter Börsengang wurde im vergangenen Jahr allerdings verschoben. Die Nachrichten von einer Anklage ihres Geschäftsführers hätte die Aktie sicherlich erstmal vor die Wand fahren lassen.

Ob Abu Dhabi, China, Malaysia, Indien oder im kommenden Jahr Russland: Ecclestone erobert den Weltmarkt. Von den Veranstaltern kassiert er Antrittsgelder in Millionenhöhe. Traditionsstrecken wie auch der Hockenheimring und der Nürburgring wechseln sich aus Kostengründen längst ab. In diesem Jahr kommt es am 7. Juli zum Heimrennen für Weltmeister und Ecclestone-Backgammon-Partner Sebastian Vettel. Ob der Brite dann auch anreisen wird, bleibt abzuwarten. Ecclestone könnten schwere Zeiten in Deutschland bevorstehen.