Formel 1 in Mexiko: Highspeed-Spannung in dünner Luft

Mexiko-Stadt (dpa) - Jetzt wird sogar für Lewis Hamilton die Luft dünn. Nicht so sehr das angekündigte Aufbegehren von Stallkollege Nico Rosberg nach dem Totalfrust von Austin dürfte dem frischgekürten Weltmeister zu schaffen machen.

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Bei der Rückkehr der Formel 1 nach Mexiko fahren der Dreifach-Weltmeister und sein PS-Hofstaat auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez in 2285 Metern Höhe - nur rund 700 Meter niedriger als Deutschlands höchster Berg, die Zugspitze. Keiner der aktuellen Piloten ist jemals unter solchen extremen Bedingungen bei einem Grand Prix angetreten.

Die Titel sind an Hamilton (Fahrer-WM) seit Austin und sein Mercedes-Team (Konstrukteure) seit Sotschi vergeben. Zum ersten Mal in seiner Karriere kann Hamilton zu den letzten Rennen einer Saison dank der vorzeitigen WM-Triumphe ohne jeglichen Druck reisen. Sein Ehrgeiz, sich in der Formel 1 weiter zu verewigen, bleibt riesengroß: Es sei sein Ziel, „mich als erster Sieger in der modernen Ära des Mexiko Grand Prix in die Geschichtsbücher einzutragen.“

Die rauschende WM-Party in einer Pianobar in Austin hat Hamilton auch gut weggesteckt, wenn die Motorsportkönigsklasse an diesem Freitag mit ihrem Regenten erstmals seit 1992 wieder im Reich der Azteken zum Training antritt. Alles entspannt also für das Highspeed-Spektakel, bei dem Rekordgeschwindigkeiten von über 360 Stundenkilometer in der dünnen Luft von Mexiko City erwartet werden?

Ganz und gar nicht. Rivale Rosberg und auch der aktuelle WM-Zweite, Ferrari-Star Sebastian Vettel, wollen den weiteren Jubel-Marathon des nahezu Unantastbaren verderben.

Ob die dicke Luft beim WM-Dritten Rosberg nach seinem unglücklichen Rennen in Austin sich schon aufgelöst hat, bleibt abzuwarten. Selbst wenn Teamchef Toto Wolff am Mittwoch beschwichtigte: „Nach dem (US-)Rennen wurde viel über das Verhältnis zwischen unseren beiden Fahrern gesprochen und ein Großteil davon war nur heiße Luft.“

Der wieder von Hamilton bezwungene Weltmeister-Sohn will in den letzten drei Saisonrennen nun seine persönliche Mini-WM bestreiten. Nur was passiert, wenn sein britischer Widersacher ihm auch dabei noch in die Quere kommt? „Ich weiß es nicht“, hatte Rosberg in Austin auf die Frage entgegnet, wie lange es zwischen ihm und Hamilton noch gut gehen könne.

Jedenfalls braucht er dringend ein Erfolgserlebnis. Ohnehin wird schon jetzt mehr darüber spekuliert, ob es nächstes Jahr zum Gigantenduell von Dreifach-Weltmeister Hamilton mit dem viermaligen Titelträger Vettel kommt als über Rosbergs Titel-Wahrscheinlichkeit. Der Neustart der Formel 1 in Mexiko wäre da genau richtig für einen Neustart Rosbergs.

Allerdings hat auch Vettel gleich mehrere Gründe, Hamilton den Sieg bei der Mexiko-Rückkehr streitig zu machen und so auch Rosberg wieder nur zum Nebendarsteller zu degradieren. Zunächst könnte er mit einem eigenen Sieg den 30 Jahre alten Briten auf dem Weg stoppen, seinen und den Saisonrekord von Michael Schumacher mit 13 Siegen einzustellen.

10 hat Hamilton in diesem Jahr seinen zuvor 33 hinzugefügt. In seiner bislang letzten Titel-Saison hatte Vettel 13 Rennen gewonnen. Das war zuvor nur Rekordchampion Schumacher 2004 gelungen. Zudem wäre ein Erfolg Vettels in Mexiko ein weiterer (Vettel-)Finger-Zeit für den Großangriff auf Hamilton und das eigene Unternehmen „Titel Nummer fünf“ im nächsten Jahr.

Die Zuschauer werden sich ohne Zweifel auf ein weiteres Spektakel freuen können. Regen droht auch noch. Bereit ist Mexikos Kapitale mit ihren 22 (!) Millionen Einwohnern im städtischen Ballungsgebiet und dem täglichen Verkehrschaos auf verstopften Straßen ohnehin.

Nicht aber Vettel lacht die Autofahrer beim Weg vom Flughafen in die Innenstadt unter anderem an, sondern dessen Ersatzpilot Esteban Gutierrez. Kein Wunder, er ist Mexikaner. Das Land ist für seinen Motorsport-Enthusiasmus bekannt und freut sich auf die Rückkehr. Schließlich ist es 23 Jahre her, dass die Formel 1 letztmals auf dem Kurs fuhr. „Dieses Rennen wird ein Klassiker der modernen Formel 1“, prophezeite bereits Gutierrez' Landsmann, Sergio Perez, Teamkollege von Nico Hülkenberg bei Force India.

1992, beim letzten Rennen in Mexiko, gewann übrigens ein Brite, Nigel Mansell. Ein Deutscher namens Michael Schumacher wurde Dritter. Es war der erste Podestplatz des später siebenmaligen Weltmeisters und 91-maligen Grand-Prix-Siegers. Mexiko scheint ein guter Ort für die Fortsetzung britisch-deutscher Formel-1-Duelle.