Frust pur: Vettel will am liebsten USA-Quali auslassen
Sotschi (dpa) - Die Abschiedstournee im Red Bull wird für Sebastian Vettel immer mehr zur quälenden Pflichtaufgabe. Für seinen nächsten Auftritt macht sich der entthronte viermalige Formel-1-Weltmeister bereits auf einen Start aus der Boxengasse gefasst.
Noch viel schlimmer: Aus seiner Sicht macht es eigentlich nicht einmal mehr Sinn, bei der Qualifikation zum Großen Preis Preis der USA überhaupt anzutreten. „Ich denke nicht, dass ich Samstag viel zu tun habe. Ich glaube, ich werde an dem Samstag zuschauen beim Qualifying.“
Der Grund: Vettel wird „den Joker“ ziehen, nur dass der in der Formel 1 nichts Gutes verheißt. Er braucht in seinem Red Bull einen neuen Motor, bzw. bestimmte neue Elemente. Das Problem: Er kommt damit über die fünf erlaubten Motoren in einer Saison und wird per se in der Startaufstellung zum drittletzten Rennen in diesem Jahr zehn Plätze zurückversetzt werden.
Das Ergebnis: Frust pur. „Da die Regeln ganz besonders toll dieses Jahr sind, was das angeht, macht es keinen Sinn, am Samstag an der Qualifikation teilzunehmen, weil man dann nur noch unnötig Kilometer auf den Motor fährt.“ Es hätte mehr Sinn gemacht, die Strafe schon bei der Formel-1-Premiere in Russland auf sich zu nehmen, meinte Vettel - dort hatte er von Beginn an geklagt, dass der Wagen einfach zu langsam sei auf dem neuen Kurs.
Nur war Red Bull dazu nicht in der Lage: „Wir hatten nicht alle Teile“, erklärte Vettel, dessen Tonlage irgendwo zwischen Ernüchterung, Zynismus und Lustlosigkeit nach seinem achten Rang in Sotschi lag. Mittlerweile ist der Vizeweltmeister von 2009 und Weltmeister der Jahre 2010, 2011, 2012 und 2013 sogar auf Rang fünf in der Gesamtwertung abgerutscht, auch noch überholt vom Sotschi-Dritten Valtteri Bottas im Williams. Auf WM-Spitzenreiter und Russland-Gewinner Lewis Hamilton von Konstrukteursweltmeister Mercedes hat der 27 Jahre alte Heppenheimer mehr als ernüchternde 148 Punkte Rückstand.
Austin, Sao Paulo und Abu Dhabi - dann hat Vettel das schlechteste und bislang erfolgloseste Jahr seiner Formel-1-Laufbahn geschafft, ehe er - wenngleich immer noch unbestätigt - im Ferrari eine neue Ära einleiten will. Wenig deutet daraufhin, dass er seinen 40. Grand-Prix-Sieg noch im Red Bull feiern wird, während sich auch bei Teamkollege Daniel Ricciardo die letzte rechnerische WM-Chance schon in den USA erledigen dürfte: Hamilton braucht nur acht Punkte mehr als der Australier, dann kann nur noch dessen Silberpfeil-Rivale Nico Rosberg den Briten vom zweiten WM-Titel nach 2008 abhalten.
Vettel ist ohnehin nur noch Zuschauer im WM-Kampf. So wie er es am liebsten auch in der Quali zum nächsten Rennen wäre, das er vor einem Jahr noch bei seiner Superserie von neuen Siegen nacheinander in den letzten neun Saisonrennen gewann. „Es würde keinen Sinn machen, sich zu qualifizieren, wenn man Sonntag eh aus der Box startet“, betonte Vettel noch einmal und machte sich auf den Weg zu einem PR-Termin nach Amsterdam.