Hamiltons Monaco-Sieg dank Stallregie

Monte Carlo (dpa) - Lewis Hamilton teilte den Sieger-Schampus mit Justin Bieber und sprang freudetrunken immer wieder in die Arme seiner Mechaniker.

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Ausgerechnet sein Mercedes-Teamkollege Nico Rosberg machte dem britischen Formel-1-Titelverteidiger aber erst den Weg frei zu einer weltmeisterlichen Fahrt beim Klassiker in Monte Carlo. Auf Anordnung der Box ließ Rosberg den Briten in der 16. Runde vorbei. „Es war sehr schmerzvoll, aber auch eine einfache Entscheidung“, betonte der 30 Jahre alte Rosberg.

Nichts wurde es mit seinem vierten Sieg in Serie im Fürstentum, dafür durfte sich Hamilton auf das Diner im Fürstenpalast freuen. Auch, weil er noch von einem verhängnisvollen Reifenstopp von Premieren-Pole-Mann Daniel Ricciardo im Red Bull profitierte. „Gott sei Dank ist es so gelaufen, wie ich es mir erhofft habe. Es war ein großartiges Wochenende“, sagte Hamilton nach dem Ende seiner Durststrecke und dem 44. Karriere-Erfolg - die 44 ist auch seine Nummer in der Formel 1. „Mir fehlen die Worte, ich habe für so einen Tag gebetet. Ich fühle mich gesegnet.“

Daran hatte vor allem Rosberg großen Anteil. „Ich musste Lewis vorbei lassen, um ihm die Siegchance zu überlassen“, räumte der gebürtige Wiesbadener zerknirscht ein. Für seinen Arbeitgeber aber eine große Geste. „Nico hat mitgeholfen, dass Lewis gewinnen konnte“, betonte Daimer-Chef Dieter Zetsche bei Sky: „Es war ein Teamdienst.“

An Rosbergs Rennwagen waren Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zufolge die Reifen einfach nicht auf Temperatur gekommen. Zudem machten die Bremsen auch Probleme. „Wenn ich eine Kappe wie Niki hätte, würde ich sie ziehen“, meinte Wolff voller Respekt vor Rosberg in Anlehnung an Teamaufsichtsrat Niki Lauda.

Rosberg verpasste den ersehnten vierten Sieg in Monaco als Siebter deutlich, Sebastian Vettel kam im Ferrari als Vierter auch nicht aufs Podest. Nico Hülkenberg gelang in seinem Force India als Sechster sein bestes Saisonergebnis, Manor-Mann Pascal Wehrlein musste sich mit Position 14 begnügen. Rosberg bleibt mit 106 Punkten Erster der Fahrerwertung, Hamilton liegt als Zweiter nun aber nur noch 24 Zähler hinter seinem Stallrivalen.

Sechs Runden mussten Weltmeister Hamilton & Co. darauf warten, um endlich richtig Gas geben zu dürfen. Denn wegen mehr oder weniger starken Regens musste der Klassiker in Monte Carlo hinter dem Safety Car eingeläutet werden. „Wir sollten das Rennen jetzt endlich starten“, funkte dann Hamilton wie auch einige weitere Piloten ungeduldig. Die Sicht sei schließlich besser geworden.

Nach nur wenigen Kilometern wurde das Feld jedoch wieder eingebremst. Das Virtuelle Safety Car kam nach einem Crash von Renault-Mann Jolyon Palmer in die Leitplanke zum Einsatz. Und Vettels Teamkollege Kimi Räikkönen demolierte nach einem Fahrfehler in der Loews-Kurve die Front seines Ferrari. Die Stewards untersuchten den Vorfall um den Finnen, an dem auch Romain Grosjeans Haas Schaden nahm.

Als erster aus dem Führungsfeld wechselte Vettel auf die schnelleren Intermediates. Die Aufmerksamkeit richtete sich nach dem fatalen Crash von Barcelona vor zwei Wochen aber vor allem auf Rosberg und Hamilton. Der gebürtige Wiesbadener bekam Probleme und erhielt von der Box die Anweisung, seinen deutlich schnelleren britischen Teamkollegen passieren zu lassen. Der WM-Spitzenreiter gehorchte.

Hamilton übernahm nach dem ersten Stopp des Australiers die Führung und erlebte nach seiner Defektserie endlich einen Grand Prix ohne Enttäuschungen. Es entwickelte sich ein Reifenpoker. Hamilton ließ an seinem Mercedes den lila markierten ultrasoften Gummi aufziehen, dann kam Ricciardo an die Box und erlebte ein Debakel, denn seine Red-Bull-Mechaniker waren für einen Reifenwechsel offensichtlich gar nicht vorbereitet. „Ich wurde in die Box gerufen, sie hätten bereit sein müssen“, kritisierte Ricciardo. „Es tut wirklich weh.“

Hamilton behielt die Führung. In einem grenzwertigen Manöver versperrte er dem fast gleichauf fahrenden Ricciardo die Durchfahrt. „Was zum Teufel war das?!“, schimpfte der Mann aus Perth. Die Rennkommissare sahen später von einer Strafe für Hamilton ab, dem 2015 eine fatale Durchsage von der Mercedes-Box den Sieg gekostet hatte. Diesmal hatte der Brite das bessere Ende auf seiner Seite.