Hülkenberg: „Sieben Punkte sind natürlich zu wenig“
Budapest (dpa) - Von Frust will Formel-1-Pilot Nico Hülkenberg nicht sprechen, aber der Rheinländer räumt im Interview der Nachrichtenagentur dpa ein, dass er und sein Team mit den bislang erreichten sieben Punkten in neun Rennen „nicht zufrieden und auch nicht glücklich“ sind.
Obwohl er seinen Vertrag angeblich bereits gekündigt hat, geht er davon aus, „dass ich die Saison bei Sauber zu Ende fahren werde“.
Frage: Erst sieben Punkte nach neun Rennen. Wie frustriert sind Sie deshalb?
Hülkenberg: Frustriert ist nicht das richtige Wort. Natürlich sind das Team und ich damit nicht zufrieden und auch nicht glücklich mit dem bisherigen Saisonverlauf. Sieben Punkte sind natürlich zu wenig. Die Ansprüche sind schon höher, vor allem nach dem letzten Jahr für Sauber. Aber so ist das Leben, so ist die Formel 1. Dieses Jahr ist unser Auto leider nicht stark genug. Wir haben da ein paar Schwächen, die wir beheben müssen, um mehr zu erreichen. Wir sind da gerade in einem Prozess drin, aber das ist nicht einfach und das geschieht auch nicht über Nacht. Von daher dauert das manchmal ein bisschen.
Wie fällt Ihre Bilanz zur Saisonhalbzeit aus?
Hülkenberg:Nicht zufriedenstellend, nicht befriedigend. Die Situation ist nicht einfach für mich, aber das ist auch eine Erfahrung, die mich prägt, und ich muss einfach kämpfen, ich muss weiter das machen, was ich am liebsten mache. Ich bin happy, dass ich im Auto sitze und kämpfen kann und immer noch Spaß habe am Qualifying und Rennen. Wir geben alles, aber wir müssen uns einfach verbessern.
Rechnen Sie mit einem Aufwärtstrend für die zweite Saisonhälfte?
Hülkenberg:Das ist schwierig vorherzusagen. Ich rechne schon oder ich hoffe, dass wir uns verbessern können. Wir bringen jetzt ein Update nach Budapest. Aber so langsam wird die Entwicklung auf 2014 geswitcht von allen Teams, von Sauber wahrscheinlich auch. Aber da muss man schauen. Ich hoffe, dass wir einen Schritt machen, aber wie sich da die Kräfteverhältnisse verschieben, ist alles Spekulation.
Was ist für Sie beim Großen Preis von Ungarn drin?
Hülkenberg:Auch da muss ich passen. Ich hab keine Ahnung. Es gibt ein paar Fragezeichen. Wir bekommen die 2012er-Reifen von Pirelli, die wir zwar schon getestet haben, aber Ungarn ist eine völlig andere Strecke. Es wird da ziemlich warm. Wir müssen abwarten, wie sich da unser Auto verhält mit den neuen Reifen und unserem Update.
Sie haben ja angeblich Ihren Vertrag gekündigt. Nun hat sich die finanzielle Lage bei Sauber dank des russischen Sponsorenkonsortiums entspannt. Ziehen Sie Ihre Entscheidung zurück?
Hülkenberg:Über Vertragsdetails und -inhalte kann ich generell nichts sagen.
Fahren Sie definitiv bis zum Saisonende bei Sauber oder könnte es sogar sein, dass Sie nun früher gehen müssen?
Hülkenberg:Ich gehe davon aus, dass ich die Saison bei Sauber zu Ende fahren werde.
Sie gelten als ein Kandidat bei Lotus. Kimi Räikkönen könnte ja bei Red Bull neuer Teamkollege von Sebastian Vettel werden. Wäre das ihr Wunschteam momentan?
Hülkenberg:Ehrlich gesagt gibt es kein Wunschteam.
Zu welchem Team muss ein Fahrer wechseln, wenn er Weltmeister werden will?
Hülkenberg:Wenn man die letzten drei Jahre betrachtet, dann wahrscheinlich zu Red Bull, was die Fakten anbelangt. Da vorne gibt es aber auch noch andere Teams. Aber Red Bull war natürlich die letzten Jahre das Maß aller Dinge.
Welches sind Ihre drei Top-Teams?
Hülkenberg:Die definieren sich durch die Vergangenheit von allein.
Einen Ferrari-Motor fahren sie bei Sauber ja schon. Es gab Spekulationen, dass Sie ein Kandidat bei Ferrari wären. Gegen einen solchen Wechsel hätten Sie sicher nichts?
Hülkenberg:Ferrari ist auf jeden Fall ein Team mit einer gewaltigen Geschichte. Es zählt zu den Top-Teams. Aber es ist noch alles offen, was meine Zukunft betrifft. Warten wir mal ab, wie sich die Dinge entwickeln.
Bis wann fällt die Entscheidung?
Hülkenberg:Das weiß ich noch nicht.
Wäre es für Sie spannend bzw. wünschenswert, mit dem dreifachen Weltmeister Vettel in einem Team zu fahren?
Hülkenberg:Ich hätte nichts dagegen, zumal man dann in einem Auto sitzt, das sehr konkurrenzfähig sein sollte, das die letzten drei Jahre Weltmeister geworden ist, und vor allem Dingen misst man sich dann mit dem aktuellen dreimaligen Weltmeister. Dagegen hätte ich auf keinen Fall was.
Sind Sie von Mercedes überrascht, das nach drei eher problematischen Jahren nun plötzlich gewinnt und sich den Ruf des Qualifikations-Weltmeister erworben hat?
Hülkenberg:Nee. Man hat Ende 2012 gehört, was die alles verändert haben, was für Leute die gekriegt haben. Ich habe immer gesagt, dass ich die auf der Rechnung hab und dass die dieses Jahr deutlich stärker sein werden.
Rekord-Weltmeister Michael Schumacher ist zum Abschluss seiner Karriere zu Mercedes gegangen. Hat man als deutscher Fahrer zu einem deutschen Team emotional eine engere Beziehung oder will man nur ins beste Team?
Hülkenberg:Ich seh' die emotionale Schiene nicht unbedingt. Man orientiert sich am Erfolg.