Ecclestone-Arbeitgeber CVC: „Beobachten die Entwicklung“
Berlin (dpa) - Bernie Ecclestones Arbeitgeber steht vorerst weiter zu seinem berühmten Formel-1-Geschäftsführer. Das Investmentunternehmen CVC reagierte mit einer lediglich sechszeiligen Mitteilung auf der Homepage auf die Anklageerhebung gegen seinen weltweit bekanntesten Mitarbeiter.
Zu einem klaren Bekenntnis für oder auch gegen den Briten kam es darin aber nicht. „Der Vorstand wird die Entwicklung der Situation weiterhin entsprechend beobachten“, hieß es vielmehr kurz und knapp.
CVC, das die Formel 1 vor rund sieben Jahren übernommen und den mittlerweile 82-Jährigen als Geschäftsführer eingesetzt hatte, wies hingegen noch einmal darauf hin, dass Ecclestone nun sechs Wochen Zeit habe, auf die Anklage zu antworten. Erst dann könnte es zu einem möglichen Prozess kommen. Vor September wäre damit nicht zu rechnen.
In der Formel 1 selbst halten sie sich mit Reaktionen gewohntermaßen zurück. Das sei etwas, das man nicht kommentiere, hieß es beispielsweise von McLaren. Von Ferrari oder Red Bull gab es auch zunächst keine Stellungnahmen. „Grundsätzlich sind solche Schlagzeilen nicht gut für die Formel 1“, sagte immerhin Sauber-Teamchefin Monisha Kaltenborn, die selbst schon als potenzielle Ecclestone-Nachfolgerin gehandelt wurde.
Nicht erst seitdem sich die Lage um Ecclestone und dessen Lebenswerk durch die Anklageerhebung zugespitzt hat, soll ein Headhunter mit der Suche beauftragt sein. Doch hat sich Ecclestone in fast vierzig Jahren als Herrscher über die TV- und Vermarktungsrechte und als der Verhandlungspartner für die Formel-1-Rennstreckenbetreiber fast unverzichtbar gemacht.
„Eines Tages, wenn ich nicht da sein werde, wird eines der größten Probleme sein, dass ich wirklich gute Beziehungen zu den Rennpromotern habe“, hatte Ecclestone Ende vergangenen Jahres der britischen Zeitung „Independent“ gesagt. Und er wurde noch deutlicher: „Manche von denen haben mir gesagt: 'Wenn Du nicht da bist, sind wir es auch nicht'. Das ist die Gefahr.“
Wie handlungsfähig und tragbar wäre Ecclestone aber, wenn es tatsächlich auch noch zu einem Prozess käme? Von einer drohenden Verurteilung gar nicht zu reden. Und das alles in einer Zeit, in der die Formel 1 eigentlich ihren einmal bereits vorzeitig gestoppten Versuch an die Börse zu gehen, in diesem Jahr nachholen will. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete unlängst von einem Unternehmenswert der Formel 1 von rund 11 bis 13 Milliarden Dollar.
Viel Geld. Viele Kandidaten für die Führungsspitze der Formel 1 dürfte es indes nicht geben. Aus den eigenen Reihen tauchen immer wieder zwei Namen auf. Red-Bull-Teamchef Christian Horner und Sauber-Teamchefin Kaltenborn. Horner war Ecclestones Trauzeuge bei dessen dritter Hochzeit und gilt als Intimus des Formel-1-Zampanos. Er wurde jüngst ausgezeichnet mit dem Order of the British Empire. Aber der 39-Jährige ließ bereits verlauten, dass er sich dieses Amt nicht vorstellen könne. Hinzu käme die aktuelle Rivalität zwischen seinem Red-Bull-Team und dem Rest der Formel 1.
Kaltenborn, studierte Juristin, durfte sich jüngst über einen Groß-Deal mit drei russischen Unternehmen für ihren Sauber-Rennstall freuen. Die erste Teamchefin der Königsklasse hatte schon zuvor in einem dpa-Interview zu den Spekulationen als Ecclestone-Nachfolgerin gesagt: „Ich musste schmunzeln. Tatsache ist, dass ich bei meiner jetzigen Aufgabe sehr glücklich bin und dass ich mit diesem Team noch große Ziele habe. Es gibt also keine Absichten in diese Richtung.“
Nicht aus dem Dunstkreis der dröhnenden Motoren kommt ein anderer vermeintlicher Kandidat: Justin King. Wie Ecclestone Brite. Der 52-Jährige ist der Boss einer großen Supermarktkette. „Ich hab' absolut keine Ahnung, ob der Chef eines Unternehmens wie Sainsbury meinen Job machen könnte. Vielleicht könnte er“, wurde Ecclestone seinerzeit in britischen Medien zu den Spekulationen zitiert.
Vorstellbar ist aber auch, dass die Formel 1 bemüht ist, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen und so die Machtfülle zu reduzieren. Gleichwohl ist es zunächst eine Entscheidung von CVC. „Die Verantwortung für die Zukunft der Formel 1 liegt mehr bei CVC als bei Bernie“, betonte einmal der Präsident des Internationalen Automobilverbandes FIA, Jean Todt.
Beim Verkauf der Anteile der BayernLB an CVC soll sich Ecclestone nach Ansicht der Münchner Staatsanwaltschaft der Bestechung und Beihilfe zur Untreue schuldig gemacht haben. Er hatte dem damaligen Bankenvorstand Gerhard Gribkowsky 44 Millionen Dollar gezahlt. Ecclestone hat die Schmiergeld-Vorwürfe stets bestritten.