Mercedes im Abseits: Formel 1 testet in Silverstone
Silverstone (dpa) - Ohne das gesperrte Mercedes-Team nutzt die Formel 1 die drei Testtage von Silverstone zum munteren Wechselspiel im Cockpit.
Ursprünglich sollten auf der britischen Grand-Prix-Strecke nur Nachwuchspiloten ihr Können zeigen dürfen, nach der plötzlichen Regeländerung wegen der Serie von Reifenplatzern beim Rennen in Silverstone setzen fast alle Teams nun auch mindestens einen Stammfahrer ein. Der Automobil-Weltverband FIA hatte den Rennställen und Hersteller Pirelli diese Möglichkeit eröffnet, um mit erfahrenen Piloten die veränderte Reifenmischung für das nächste Rennen in Ungarn testen zu können.
Während nun also WM-Spitzenreiter Sebastian Vettel, Rivale Kimi Räikkönen und auch die Deutschen Adrian Sutil und Nico Hülkenberg Proberunden drehen werden, sind die Silberpfeil-Stars Lewis Hamilton und Nico Rosberg zum Zuschauen verurteilt. Mercedes verbüßt seine Strafe für den umstrittenen Reifentest mit Pirelli Mitte Mai in Barcelona, der von der FIA als Regelverstoß gewertet wurde. Die Sperre sei „ziemlich ärgerlich“, murrte Hamilton. „Wir hatten viel geplant, Upgrades und so weiter, die wir in diesen drei Tagen testen wollten“, klagte der Brite.
Doch auch nach schweren Reifenschäden beim Rennen in Silverstone, als die Dringlichkeit der Reifenfrage offensichtlich wurde und die FIA die Regeln für den Nachwuchstest änderte, akzeptierte das Werksteam des schwäbischen Autobauers seine Verbannung. „Wir müssen einen Weg finden, uns auf andere Weise zu verbessern“, sagte Hamilton.
Branchenführer Red Bull, bislang wie Mercedes nicht immer glücklich mit den sensiblen Pirelli-Reifen, schickt in Silverstone seine Stammfahrer Vettel und Mark Webber für je einen Nachmittag auf die Strecke. Zudem darf der mögliche Webber-Nachfolger Daniel Ricciardo am Mittwoch zum Casting in den RB9. Der aktuelle Toro-Rosso-Pilot Ricciardo gilt als einer von drei Anwärtern auf den Posten des Vettel-Teamkollegen für die neue Saison. Routinier Webber verlässt die Formel 1 zum Jahresende und wechselt ins Sportwagenprogramm von Porsche.
Neben Ricciardo werden auch sein Toro-Rosso-Stallgefährte Jean-Eric Vergne und Lotus-Pilot Räikkönen als Kandidaten für einen Wechsel zu Red Bull gehandelt. Vergne und Räikkönen testen jeweils am Freitag für ihre aktuellen Arbeitgeber.
Wie Red Bull setzt auch Force India in Silverstone auf die Dienste beider Stammkräfte, Sutil und Paul di Resta werden ins Auto steigen. Aber es dürfen durchaus auch eine Reihe von Talenten ran. So gibt Red Bull dem Portugiesen Felix da Costa und Carlos Sainz jr., dem Sohn des zweimaligen Rallye-Weltmeisters Carlos Sainz aus Spanien, eine Bewährungschance.
Auch bei Lotus und Toro Rosso dürfen die Söhne von Champions Gas geben: Nicolas Prost, Filius von Alain Prost, und Johnny Cecotto jr., Sohn des Motorrad-Weltmeisters Johnny Cecotto. Und bei Williams darf am Freitag eine Frau ans Steuer, die Schottin Susie Wolff. „Ich will beweisen, dass ich auf diesem Level mithalten kann“, sagte die 30-Jährige voller Vorfreude.