Sauber in Not: Hülkenberg-Arbeitgeber geht das Geld aus
Hinwil (dpa) - Das Formel-1-Team Sauber steuert auf den Totalschaden zu. Der Schweizer Arbeitgeber des deutschen Rennfahrers Nico Hülkenberg ist in akuter Finanznot und kämpft um sein Überleben in der Königsklasse.
„Unsere Mittel sind sehr beschränkt, sie gehen uns aus“, bekannte Peter Sauber, der den lange grundsoliden Traditionsrennstall vor 20 Jahren in den Grand-Prix-Zirkus gebracht hatte. Von möglichen Zwangsvollstreckungen und Millionen-Schulden ist die Rede. Fieberhaft verhandelt Teamchefin Monisha Kaltenborn mit möglichen Investoren, die Sauber fahrtüchtig halten sollen.
Das Beispiel Sauber zeigt, dass die Glamourserie Formel 1 längst auch für die Mittelklasse ein hochriskantes Wagnis geworden ist. Höchstens fünf der elf Rennställe gelten als finanziell gesund, den Rest des Feldes drücken permanente Geldsorgen. „Die meisten geben mehr aus als sie haben“, stellte Chefvermarkter Bernie Ecclestone fest. Bezahlfahrer, die oft mehr Bares als Talent mitbringen, sind für viele Teams lebensnotwendig geworden. Zuletzt musste sogar das sportlich erfolgreiche Lotus-Team einräumen, dass die Gehälter des WM-Dritten Kimi Räikkönen erst verspätet gezahlt werden konnten.
Auch Hülkenberg musste bei Sauber angeblich auf seinen Lohn warten und soll daher vorsorglich gekündigt haben, um bei einem Angebot jederzeit zu einem Konkurrenten wechseln zu können. „Es ist eine schwierige Situation“, sagte der Rheinländer, der ansonsten zu seiner Vertragslage schweigt. „Monisha Kaltenborn hat mir versichert, dass das Team und sie hart an einer Lösung arbeiten“, erklärte Hülkenberg. Erst vor dieser Saison war der 25-Jährige vom ebenfalls chronisch klammen Force-India-Team zu Sauber gewechselt, in der Hoffnung auf bessere Zeiten und sportliche Erfolge.
Doch der neue Rennwagen erwies sich als Fehlwurf, erst sieben Punkte in neun Rennen hat der WM-15. Hülkenberg ergattern können. Sein mexikanischer Teamkollege Esteban Gutierrez ist zumeist überfordert und noch punktlos. Zudem verließ Technik-Chef Matt Morris überraschend das Team und wechselte zum zahlungskräftigeren Rivalen McLaren. Wegen der leeren Kassen soll die Weiterentwicklung des Sauber-Boliden gestoppt worden sein, heißt es. Der hauseigene Windkanal wird zumeist an externe Kunden vermietet, um Einnahmen zu erzielen.
Keine guten Argumente bei der Suche nach einem neuen Geldgeber. „Wir werden da wieder rauskommen“, beteuerte Teamchefin Kaltenborn zuletzt immer wieder und betonte: „Wir werden diese Saison auf alle Fälle zu Ende fahren.“ Helfen könnte dabei möglicherweise ein Investor aus Russland, mit dem Kaltenborn kurz vor einem Abschluss stehen soll. Doch die Zeit läuft Sauber davon. Bis Ende Juli will Peter Sauber Klarheit haben. „Wir hangeln uns von Ast zu Ast“, sagte der 69-Jährige in der Schweizer TV-Sendung „Sportpanorama“.
Der Team-Gründer bangt um sein Lebenswerk. Über zwei Jahrzehnte hinweg stand der Name Sauber für Verlässlichkeit in der Formel 1. Nun sollen eine Reihe von kleineren Zulieferern seit Monaten auf ihr Geld warten und deshalb mit dem Gerichtsvollzieher drohen. Schon einmal stand die Formel-1-Traditionsmarke Sauber auf der Kippe, als BMW sich 2009 desillusioniert zurückzog. Davon habe sich Sauber „eigentlich nie mehr erholt“, befand das Boulevardblatt „Blick“ am Freitag.
Noch aber klammert sich Monisha Kaltenborn ans Prinzip Hoffnung. „Es gibt bald eine Lösung“, versicherte sie. Die sonst so egoistische Formel 1 drückt die Daumen. „Ich will mir die Formel 1 ohne Sauber gar nicht vorstellen. Das Team muss unterstützt werden“, mahnte Ecclestone im Schweizer Fernsehen. Kein Wunder: Für sein PS-Spektakel wäre ein Ende von Sauber ein gefährliches Zeichen.