Insolventes F1-Team Marussia will nicht aufgeben
London (dpa) - Um die Pläne des insolventen Marussia-Teams für eine Rückkehr in die Formel 1 gibt es ein seltsames Verwirrspiel.
Chefvermarkter Bernie Ecclestone erklärte, die Strategiegruppe habe die Absicht des Teams für einen Start mit einem Vorjahresauto unter dem Namen Manor beim Saisonauftakt in Melbourne blockiert. „Es hätten alle Teams einverstanden sein müssen, und drei oder vier waren dagegen“, sagte Ecclestone dem britischen „Independent“. Marussia dagegen versicherte am Freitagabend, überhaupt keinen entsprechenden Antrag für das Treffen eingereicht zu haben, und hält an seinen Comeback-Plänen fest.
„Wir tun alles, um das für uns festgelegte Verfahren für eine Rückkehr in die Startaufstellung 2015 einzuhalten“, wurde der bisherige Marussia-Geschäftsführer Graeme Lowdon in einer Mitteilung zitiert. Das Team sei dabei, ein modifiziertes Auto auf der Basis des Vorjahresmodells zu entwickeln. Parallel werde an einem neuen Boliden getüftelt.
Der Konkursverwalter des Marussia-Teams hatte in dieser Woche angekündigt, das im Oktober 2014 eröffnete Insolvenzverfahren am 19. Februar beenden zu wollen. Ziel ist ein Start in Australien, der wohl auch den Anspruch des Rennstalls auf das Preisgeld von bis zu 40 Millionen Euro aus der Vorsaison bekräftigt hätte. Marussia hatte zwar an den letzten drei Rennen 2014 nicht mehr teilgenommen, war aber Neunter der Konstrukteurswertung geworden.
Doch die Rivalen von Marussia legten sich vorerst quer. „Das Geld, das sie bekommen sollten, wird jetzt unter den Teams aufgeteilt, die Rennen fahren. Das war wohl ein ziemlich guter Grund“, sagte Ecclestone zum Votum der Strategiegruppe. In dem Gremium sitzen Vertreter der Teams, des Rechte-Inhabers und des Weltverbands FIA.
Pikant ist dabei, dass offenbar auch das Force-India-Team von Nico Hülkenberg gegen die Marussia-Pläne stimmte. Der indische Rennstall gilt ebenfalls als finanziell schwer angeschlagen und nahm in dieser Woche nicht an den ersten Testfahrten in Jerez teil. Der Antrag von Marussia sei ohne Substanz und habe wichtige Details vermissen lassen, verteidigte Vize-Teamchef Bob Fernley das Votum von Force India.
Bleibt es bei dem Fahrverbot für Marussia, werden voraussichtlich Australien nur neun Rennställe mit 18 Autos an den Start gehen. So wenige Teilnehmer beim ersten Saisonrennen waren es zuletzt 1969 in Südafrika. Es wird nun erwartet, dass Marussia versucht, bis spätestens zum vierten Grand Prix in Bahrain Mitte April zurückzukehren. Laut den Regeln ist es Teams erlaubt, maximal drei Rennen auszulassen, um am Ende der Saison am Preisgeld beteiligt zu werden.
Sicher ist bereits, dass das ebenfalls zahlungsunfähige Caterham-Team in der neuen Saison nicht mehr dabei sein wird. Alle Bemühungen, in letzter Minute noch neue Investoren zu finden, sind anscheinend gescheitert. Daher hat der Rennstall ein Unternehmen beauftragt, seine Ausrüstung, Büroeinrichtungen, Formel-1-Erinnerungsstücke, IT-Material, den Rennsimulator und weitere Gegenstände zu veräußern.