Jungfernfahrt ins Glück für Glock: „Überraschend gut“
Melbourne (dpa) - Nach zwei Jahren auf der Schattenseite der Formel 1 sieht Timo Glock endlich wieder Licht. Mit sichtlicher Freude und Erleichterung berichtete der deutsche Formel-1-Pilot in Melbourne von den ersten ernsthaften Runden mit seinem neuen Marussia-Rennwagen.
„Das war überraschend gut“, sagte Glock. Im zweiten Freien Training vor dem Saisonauftakt-Rennen in Australien am Sonntag schaffte er es sogar auf den zwölften Platz. Für den Rennfahrer aus dem Odenwald war es das langersehnte Erfolgserlebnis bei seinem Hinterbänkler-Team.
Schließlich hatte Glock in den vergangenen zwei Jahren im viel zu schwachen Marussia kein einziges Mal den ersten Durchgang der Qualifikation überstanden. Bei den letzten Probefahrten vor dem Saisonstart musste er wegen eines misslungenen Crashtests sogar zuschauen und sich die Zeit auf dem Rennrad vertreiben.
Sein frisches Glück wollte Glock mit seinem Team gleich teilen. Kaum war er nach dem ersten anderthalbstündigen Training aus dem MR01 ausgestiegen, schickte er Technikchef Pat Symonds schon eine SMS: „Es könnte sein, dass das Baby ganz gut funktioniert.“ Danach fuhr Glock die zwölftbeste Zeit im zweiten Trainingsdurchgang.
Dabei war es keine ganz leichte Geburt. Unmittelbar vor den letzten Testfahrten war der Wagen, der ebenso wie der McLaren ohne hässliche Höckernase daherkommt, durch den Crashtest gefallen. Glock durfte ihn anschließend zwar fahren, aber nur zu Film- und Werbaufnahmen. Und dabei ist nur eine Demonstrationsbereifung erlaubt. Kein Wunder, dass sich Glock am Tag vor dem Training zum Großen Preis von Australien noch Gedanken über die 107-Prozentregel gemacht hatte: Wer beim Qualifying an diesem Samstag sieben Prozent über der Bestzeit liegt, darf im Rennen nicht starten.
Die Sorgen waren am Freitag erstmal verschwunden. Dass er sogar zwei Runden lang einem Red Bull folgen konnte, ohne dass dieser ihm mit „Siebenmeilenstiefeln enteilt“ sei, überraschte Glock ebenfalls. „Bis jetzt ist das Auto nur poliert und keine Schraube dran gedreht“, betonte Glock. Doch der ehemalige GP2-Champion, der seit zwei Jahren für das Außenseiter-Team sein Bestes gibt, warnte auch vor zu hohen Erwartungen. „Wir müssen die Kirche im Dorf lassen“, betonte Glock. Zwei Tage vor seinem 30. Geburtstag stellte er aber auch fest: „In dem Auto steckt gutes Potenzial drin.“