Lewis Hamilton, das Popidol der Formel 1

Abu Dhabi (dpa) - Bernie Ecclestone hat seinen Willen bekommen. „Lewis Hamilton wäre der bessere Champion für diesen Sport“, hatte der Chef der Motorsport-Königsklasse schon vor dem Finale verfügt.

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Hamilton, das Popidol der Formel 1, ein Star weit über den PS-Betrieb hinaus, eine unverwechselbare Marke. Der neue Weltmeister ist ein PR-Traum für Geschäftsmann Ecclestone. Hamiltons Stern strahlt heller denn je, sein zweiter WM-Titel nach 2008 wirkt wie die überfällige Erfüllung eines großen Versprechens.

Rennfahrer - das war immer das Ziel des Jungen aus Hertfordshire. Als Zehnjähriger hatte der Sohn einer Engländerin und eines Auswanderers aus Trinidad-Tobago bei einer Autogrammstunde dem McLaren-Boss Ron Dennis selbstbewusst verkündet: „Ich will eines Tages in der Formel 1 für Sie fahren.“ Drei Jahre später holte der Teamchef das Naturtalent ins McLaren-Nachwuchsprogramm.

Hamiltons Vater Anthony arbeitete in mehreren Jobs gleichzeitig und nahm eine zusätzliche Hypothek auf sein Haus auf, um seinen Sohn zu fördern. Und der Filius zahlte zurück. Aggressiv bis zur Rücksichtslosigkeit, nur auf den Sieg fokussiert. „Ich will ganz sicher nicht Zweiter werden und als netter Typ angesehen werden. Ich will gewinnen“, erklärte Hamilton.

Im Jahr 2000 bezwang er Nico Rosberg und wurde Kart-Europameister. Weitere Nachwuchstitel folgten, ehe er 2007 sein Formel-1-Debüt für McLaren gab. Anders als Rosberg bei Williams saß Hamilton gleich zum Start seiner Grand-Prix-Karriere in einem Siegerauto. Nach einem rabiaten Duell mit Teamkollege Fernando Alonso führte der Neuling kurz vor Schluss klar die WM an - und verlor den Titel noch an Kimi Räikkönen. „Ich habe versucht, mich davon zu erholen, aber dieser Schlag war wie ein Kopfschuss“, verriet Hamilton.

Aber der Brite kam zurück und wurde im dramatischen Regen-Finale 2008 Weltmeister. Hamilton schien am Beginn einer Titel-Ära zu stehen. Doch es folgten Jahre mit zu schwachen Autos und zu vielen Formtiefs.

Die Wende kam 2012 in einem Luxushotel in Singapur, als Niki Lauda ihn bei nächtlichen Gesprächen vom Wechsel zu Mercedes überzeugte. Hamilton trat dort die Nachfolge von Michael Schumacher an, quasi als Antithese zum Rekordweltmeister. Extrovertiert und immer gut für eine Eskapade. „Als Fahrer ist er vom Kopf her 40 oder 50, bei anderen Sachen eher 15“, befand Formel-1-Legende Stirling Moss.

Gerade das aber macht Hamilton, den Süßigkeiten-Liebhaber und Fan des FC Arsenal, so populär. Im Multi-Millionen-Business Formel 1 lässt er sich den Mund nicht verbieten. „Wenn ich aus dem Auto steige, bin ich wie eine sprudelnde Limonadenflasche. Es ist schwer, den Deckel drauf zu halten“, bekannte der 29-Jährige. Hamilton kann dann launisch sein, euphorisch und impulsiv oder abweisend und tief in sich gekehrt.

In diesem Jahr allerdings wirkte der Hip-Hop-Fan reifer, mehr bei sich. In die Beziehung zu Popsternchen Nicole Scherzinger scheint Ruhe eingekehrt. Von seinem Management, das auch David Beckham und Jennifer Lopez vertritt, hat sich Hamilton getrennt. Er will seine Geschicke mehr selbst steuern. Als Unicef-Botschafter setzt der Wahl-Monegasse sich für notleidende Kinder in der Dritten Welt ein.

Kraft sucht Hamilton bei seiner Familie und im Glauben. Regelmäßig verschickt der Twitter-König der Formel 1 religiöse Sinnsprüche an seine knapp 2,5 Millionen Follower. Vor der Reise nach Abu Dhabi zitierte Hamilton dort Martin Luther King: „Entscheidend ist nicht, wo ein Mensch in Zeiten der Ruhe und Sicherheit steht, sondern wohin er sich in Zeiten der Herausforderung und Kämpfe stellt.“ Zumindest die Prüfung 2014 hat Hamilton mit Bravour bestanden.