Mercedes bestimmt Training in Baku - Vettel weit dahinter
Baku (dpa) - Im Formel-1-Neuland Aserbaidschan hat Mercedes zum Auftakt des Grand-Prix-Wochenendes im Premieren-Ort Baku seine alte Dominanz angedeutet.
Weltmeister Lewis Hamilton und der WM-Führende Nico Rosberg bestimmten die ersten beiden Trainingseinheiten zum Großen Preis von Europa und ließen die Konkurrenz weit hinter sich. Der britische Titelverteidiger Hamilton fuhr in beiden Sessions auf dem spektakulären Stadtkurs jeweils Bestzeit und verwies seinen Teamkollegen zweimal auf Platz zwei.
Getrübt wurde der positive Gesamteindruck der Silbernen allerdings durch technische Probleme an Rosbergs Wagen. 22 Minuten vor dem Ende der zweiten Schicht musste der 30-Jährige seinen Wagen vorzeitig abstellen. „Ich musste stoppen, weil das Auto Power verloren hat“, sagte er. „Wir untersuchen noch, was da passiert ist.“
Hamilton benötigte am Mittag bei der ersten Ausfahrt auf dem 6,003 Kilometer langen Kurs am Kaspischen Meer 1:46,435 Minuten für eine Runde. Er war damit 0,377 Sekunden schneller als Rosberg. Im zweiten Abschnitt steigerten sich beiden Mercedes-Fahrer: Hamilton kam auf 1:44,223 Minuten, Rosberg lag 0,690 Sekunden dahinter. Williams-Pilot Valtteri Bottas wurde in der ersten Session Dritter, Sergio Perez im Force India landete in der zweiten hinter Hamilton und Rosberg.
Sebastian Vettel tat sich im Ferrari schwer und kam mit deutlichem Rückstand auf die beiden Mercedes-Fahrer auf die Plätze fünf und acht. Weil sein Teamkollege Kimi Räikkönen kurz vor dem Ende der zweiten Einheit scheinbar ein Getriebe-Problem hatte, beendete auch Vettel das Training vorsichtshalber etwas früher.
„Ich denke, Freitag ist nie so aussagekräftig“, meinte der viermalige Weltmeister zum deutlichen Abstand auf Mercedes. „Das Auto hat sich gut angefühlt, aber die Zeit hat etwas gefehlt. Und daran müssen wir noch arbeiten.“ Einen vielversprechenden Auftakt erlebte Nico Hülkenberg mit seinem Force India auf den Rängen zehn und fünf. Pascal Wehrlein wurde im unterlegenen Manor 20. und 21.
Die Teams und Fahrer nutzten die Trainingseinheiten, um den Baku City Circuit mit seinen Besonderheiten kennenzulernen. Auf den Geraden erreichten einige Piloten Geschwindigkeiten von bis zu 350 Stundenkilometer. Der Kurs gilt damit als schnellster Stadtkurs der Formel 1. Herausfordernd sind auch zahlreiche Kurven und die nur 7,5 Meter breite Passage um die Altstadt.
Die ersten Eindrücke der Fahrer waren positiv. „Sehr cool“, sagte Rosberg. „Die Strecke ist nicht einfach - nicht das Layout ist besonders schwierig, sondern es ist sehr rutschig“, meinte Hamilton. Vettel sprach ebenfalls von „keiner einfachen Strecke, aber sie macht Spaß“. Für Hülkenberg ist der Kurs „etwas Spezielles“.
Vor dem Training hatten einige Fahrer noch Sicherheitsbedenken geäußert. Rosberg und McLaren-Pilot Jenson Button hatten in einigen Kurven zu kurze Auslaufzonen bemängelt. Auch die Einfahrt zur Boxengasse gilt als heikel.
Insgesamt gab es zahlreiche Verbremser, spektakuläre Zwischenfälle blieben mit einer Ausnahme aus: Nach einem leichten Crash von Daniel Ricciardo mit seinem Red Bull in einer 90-Grad-Kurve musste die erste Einheit für zehn Minuten unterbrochen werden. Probleme gab es an der Strecke mit losen Randsteinen. Diese hatten in der ersten Trainingseinheit zahlreiche Reifen an den Autos beschädigt und mussten vor der zweiten Session noch einmal bearbeitet werden.
Vor dem achten von 21 Saisonrennen am Sonntag (15.00 Uhr MESZ/RTL und Sky) führt der viermalige Saisonsieger Rosberg die WM-Wertung mit 117 Punkten an. Sein Teamkollege Lewis Hamilton hat nach seinen zwei Siegen in Monaco und Montréal nur noch neun Zähler Rückstand und könnte in Baku die Spitze übernehmen. Vettel ist mit 78 Punkten Dritter.