Mercedes-Privatduell: Spektakel gegen F1-Selbstzweifel
Sakhir (dpa) - Die Silberpfeile machen den Titelkampf vorerst zum Privatduell und zerstören alle Zweifel an Spannung und Spektakel in der Formel 1.
Mit dem zweiten Teil ihres packenden Kopf-an-Kopf-Rennens verdrängten Lewis Hamilton und Nico Rosberg auf einen Schlag die explosiven Regeldebatten und -Klagen der hinterherfahren Konkurrenten. Und das Duo will so weitermachen wie beim packenden Großen Preis von Bahrain: „Das war eine Riesenshow für den Sport, in zwei Wochen bin ich wieder da zum Gewinnen“, richtete WM-Spitzenreiter Rosberg eine klare Kampfansage an seinen siegreichen Teamkollegen. „Lewis & Nico, was für ein Knall. Der Titel ist eine Familienangelegenheit“, kommentierte Italiens „La Stampa“.
An die Power von Mercedes reicht einfach niemand ran. Kein Sebastian Vettel im Red Bull, kein Fernando Alonso im Ferrari. „Wir tun uns schwer an den Leuten vorbeizufahren. Auf uns wartet eine Menge Arbeit“, räumte der viermalige Weltmeister vor den ersten Tests während der Saison in dieser Woche in Bahrain ein, die Teamkollege Daniel Ricciardo bestreiten wird. Vettel setzt sich nach der Lehrstunde von Mercedes Ende der Woche in den Simulator.
Mit 111 Punkten nach den ersten drei Rennen dokumentiert Mercedes seine Ausnahmestellung vor Force India (44) und McLaren (43) - beide beziehen Motoren der Schwaben. In der Teamwertung rangiert das von seiner Verfolgerrolle genervte und entsprechend gereizte Red Bull (35) direkt dahinter. „Wir sind Best of the Rest“, stellte Motorsportberater Helmut Marko fest, dessen Team von einem störrischen Renault-Aggregat angetrieben wird. „Mercedes verkleidet sich als Red Bull“, spottete Spanies „El País“.
An der Show in Sakhir fanden aber nicht nur die Silberpfeile Gefallen. „Das war große Unterhaltung“, befand Red-Bull-Teamchef Christian Horner nach dem Grand Prix mit Überholmanövern fast im Minutentakt. „So viele gute Kämpfe, ein echt intensives Rennen“, schwärmte Force-India-Pilot Nico Hülkenberg, der sich dank Platz fünf sogar bis auf Rang drei in der Fahrerwertung hievte.
Den größten Unterhaltungsfaktor boten zweifelsohne die Silberpfeile an der Spitze. „Eines der beiden Autos nicht zu riskieren und dennoch eine Mega-Show abzuliefern, eine bessere Werbung für die Formel 1 gibt es gar nicht“, sagte Motorsportchef Toto Wolff. „So ein Rennen hatten Nico und ich das letzte Mal während unserer Kartzeit“, musste Hamilton auf der Suche nach einem vergleichbar furiosen Familienduell schon Jahre zurückdenken.
Die von Chefvermarkter Bernie Ecclestone, Ferrari und Red Bull angeheizte Debatte um Lautstärke und Spritbegrenzung verschwindet da fast völlig aus dem Fokus. „Wenn noch einer jammert, kann man den nur auslachen“, betonte Mercedes-Teamkontrolleur Niki Lauda. Die bisherigen Polterer dürften es nun schwer haben, bei der Weltratssitzung am Freitag in Marrakesch ihre Interessen durchzusetzen.
Auch in den kommenden Rennen wird vielmehr das Millimeter-Duell Hamilton/Rosberg die Fans in ihren Bann ziehen. Der „Daily Telegraph“ prophezeite sogar: „Diese Weltmeisterschaft wird bis zuletzt eine fesselnde Schlacht zwischen diesen beiden Fahrern werden.“
Intensiv ist fast eine Untertreibung für deren Asphalthatz, die jedoch auch reichlich teaminternen Zündstoff birgt. „Ich hab teilweise sogar im Helm gebrüllt, so energiegeladen war ich, dass ich das Ding noch gewinne“, beschrieb Rosberg den Positionskampf. „Das war ein echtes Rennen für Rennfahrer“, meinte der coole Hamilton.
Mit einer Teamorder will der Rennstall seine Piloten erstmal auch nicht einbremsen. „Wir schulden das uns, dem Sport und unseren Fahrern“, stellte Spitzeningenieur Paddy Lowe nach dem siebten Doppelerfolg der Silberpfeile klar. „Du willst schließlich auch deinen Piloten die Möglichkeit zum Fahren geben.“ Wolff pflichtete ihm bei: „So wollen wir gerne rennfahren.“
Die Konkurrenten werden diese Worte argwöhnisch verfolgen. Red Bull & Co. müssen in dieser Woche die Bahrain-Tests nutzen, um für das nächste Rennen am 20. April in China endlich in Tritt zu kommen. Wolff weiß aber auch, dass sich Mercedes nicht den Hauch von Nachlässigkeit erlauben darf. „Man muss schon vorsichtig sein“, warnte der Österreicher, „in China kann es schon anders aussehen“. Geht es nach Rosberg, gewinnt er dort vor Hamilton.