„Millionen und Abermillionen“: Neues Formel-1-Reglement
Sotschi (dpa) - Die Formel 1 hofft mit neuen Regeln für ihre Motoren auf einen großen Schritt nach vorn. Nach der Einigung über die künftigen Bestimmungen soll von der Saison 2017 an vieles anders - und am besten besser - werden.
Bis Ende 2020 sollen die Neuerungen erstmal gültig sein.
Was verändert sich ab 2017?
Der Preis der Antriebseinheiten für die Kundenteams wird im Vergleich zu den aktuellen Kosten um eine Million für 2017 und weitere drei Millionen Euro ab 2018 sinken. Allerdings wird auch die Anzahl der sogenannten „Power Units“ reduziert. Das sogenannte Tokensystem soll schon ab 2017 wegfallen. Die Teams müssen bislang Token (englisch für Wertmarke) einlösen, um ihre Motoren weiterentwickeln zu dürfen. Das System war 2014 mit der Einführung der Hybrid-Technologie etabliert worden, um unter anderem die Kosten zu beschränken. Künftig soll wieder frei entwickelt werden dürfen.
Außerdem müssen die vier Hersteller Mercedes, Ferrari, Renault und Honda sicherstellen, dass jeder Rennstall einen Motor erhält. Bis spätestens 2018 sollen die neuen Aggregate lauter gemacht werden - selbst Hilfsmittel wie Soundgeneratoren sollen dabei helfen dürfen.
Was sollen die Änderungen eigentlich bringen?
Der Weltverband FIA möchte die Kosten im aufregendsten Kreisverkehr der Welt eindämmen. Der von FIA-Boss Jean Todt vorgetragene Wunsch war es, dass ein Kundenteam künftig zwölf Millionen Dollar (umgerechnet rund 10,5 Millionen Euro) für einen Motor zahlt. So tief werden die Kosten ab 2017 aber kaum sinken. Hersteller wie Ferrari sagen, dass damit ihren kommerziellen Interessen widersprochen wird. Das neue Reglement soll auch für mehr Spannung sorgen. Angesichts der Überlegenheit von Mercedes soll die Formel 1 wieder attraktiver werden.
Wie bewertet der Branchenprimus die Regeländerungen?
Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff votierte für zumindest eine weitere Saison mit dem derzeitigen Regelwerk. „Je länger man ein Regelwerk beibehält, desto enger rücken die Teams in Sachen Performance auch zusammen“, erläuterte der Österreicher. Die Entwicklungsschritte bei den weltmeisterlichen Silberpfeilen seien naturgemäß überschaubarer als bei Rennställen, die viel aufzuholen hätten. Wie zum Beispiel Red Bull. „Der Wechsel ist eine positive Sache“, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner. Der ehemalige Boss von Sebastian Vettel meinte damit auch die weiteren Neuerungen ab 2017. Von da an sollen die Autos ein aggressiveres Aussehen erhalten, ein breiteres Chassis und in Sachen Tempo zulegen. Durch Eingriffe in der Aerodynamik sollen die Wagen bis zu fünf Sekunden pro Sekunde schneller werden.
Was bedeutet die Reglementänderung für kleinere Teams?
Mit einem Wandel der Regularien sind immer auch vage Hoffnungen auf mehr Erfolg verbunden. An den grundsätzlichen Kräfteverhältnissen ändert das aber nichts. „Der finanzielle Einfluss ist immens und für ein kleines Team wie Sauber wird es wirklich schwierig“, räumte der Teammanager der klammen Schweizer, Beat Zehnder, am Rande des Grand Prix von Sotschi ein. Schließlich würden die nötigen Investitionen in Entwicklung und neue Auto-Teile erhebliche Summen fressen. „Wir reden von Millionen und Abermillionen.“