Millionenzahlung an Banker bringt Ecclestone in Not

München (dpa) - Den großen Saal des Münchner Landgerichts kennt Bernie Ecclestone schon gut. Zwei Tage lang wurde der mächtige Formel 1-Boss dort von Richtern und Staatsanwälten ausgefragt - allerdings nur als Zeuge im Prozess gegen den früheren BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky.

Nach seiner launigen Aussage im November 2011 durfte Ecclestone wieder in seinen Privatjet steigen und zum nächsten Rennen fliegen. Beim nächsten Besuch in München kommt der 82-Jährige vielleicht nicht mehr so glimpflich davon: Nach jahrelangen Ermittlungen erhob die Staatsanwaltschaft Anklage wegen des Verdachts der Bestechung und der Beihilfe zur Untreue. In übersetzter Form hat Ecclestone die Anklage bereits erhalten, sagte Gerichtssprecherin Margarete Nötzel am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa in München.

Gribkwowky wurde vor gut einem Jahr zu achteinhalb Jahren Gefängnis verurteilt, weil er 44 Millionen Dollar von Ecclestone angenommen und nicht versteuert hat. Treibende Kraft für das Verbrechen war nach Ansicht der Richter aber Eccelstone selbst: Er habe Gribkowsky mit seinem Charme und seiner Raffinesse „ins Verbrechen“ geführt, sagte der Vorsitzende Richter Peter Noll in der Urteilsbegründung. Seitdem ist klar, dass es für Ecclestone eng wird. Entscheidend in einem möglichen Prozess wird nach Einschätzung von Experten die Frage sein, ob Ecclestone wusste, dass Gribkowsky bei einer staatlichen Bank angestellt war — und somit ein Amtsträger, der kein Geld annehmen darf.

Kennengelernt hatten sich die beiden Männer beim Verkauf der Formel-1-Mehrheit im Jahr 2006. Der Banker Gribkowsky hatte als Risikovorstand der BayernLB den Auftrag, die Anteile der Bank an der Formel 1 zu Geld zu machen. Dabei arbeitete er eng mit Ecclestone zusammen, der die Bank am Steuer der Formel 1 lieber heute als morgen los werden wollte.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Ecclestone die Millionen gezahlt hat, damit Gribkowsky die Rennserie an seinen Wunschkandidaten verkauft. Also winkte er dem Banker aus Bayern mit einem Job als Berater in der Glamourwelt der Formel 1 samt Millionenhonorar. Dafür sollte er den BayernLB-Anteil an den britischen Investor CVC geben — was auch gelang. Die BayernLB geht davon aus, dass sie ohne den Pakt der beiden Männer wesentlich mehr für ihre Formel 1-Anteile erhalten hätte - und fordert mehr als 400 Millionen Dollar Schadenersatz von Ecclestone.

Ecclestone selbst wies den Verdacht der Bestechung stets weit von sich und beschuldigte Gribkowsky, ihn unter Druck gesetzt zu haben. „Herr Gribkowsky war sehr gut darin, mich subtil zu bedrohen und in Angst zu versetzen“, sagte er den Richtern bei seiner Zeugenaussage. Er sei in seinem Leben zwar schon mehrfach bedroht worden. „Aber so noch nie.“ Ihm sei es deshalb nur darum gegangen, Gribkowsky „friedlich, freundlich und ruhig“ zu halten, „damit er nicht auf dumme Gedanken kommt“.

Ecclestone hat nach eigener Aussage befürchtet, der Banker hätte den britischen Steuerbehörden Gerüchte über die Bambino-Familienstiftung seiner Frau mitteilen können, die ihn teuer zu stehen hätten kommen können - von möglichen Steuernachzahlungen in Höhe von zwei Milliarden Pfund war die Rede. Das ist selbst für den Milliardär Eccelstone ein Haufen Geld.