Newey fürchtet Gefahr durch neue Formel-1-Nasen
Jerez (dpa) - Die eine Gefahr ist gebannt, da droht die nächste. Die Tiefflieger-Nasen der Formel-1-Generation 2014 bereitet manch einem schon Sorgen. Die Wagenspitzen liegen neuerdings nicht mehr als 18,5 Zentimeter über dem Boden.
Die Maximalhöhe von 55 Zentimetern im vergangenen Jahr wurde drastisch reduziert, um zu verhindern, dass Autos bei Auffahrunfällen abheben oder sich bei seitlichen Einschlägen übereinanderschieben und Fahrer im offenen Cockpit verletzt werden. Red-Bull-Stardesigner Adrian Newey befürchtet nun aber den gegenteiligen Effekt: Dass sich bei Unfällen die Autos gefährlich untereinander schieben könnten: „Ich denke, das ist ein viel schlimmeres Szenario.“
Auch Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel hat Bedenken. „Ob sie sicherer sind oder nicht? In manchen Situationen wahrscheinlich ja, in anderen wahrscheinlich nicht“, meinte der 26-Jährige. Ein gewisses Risiko fahre aber ohnehin immer mit.
Doch sollte dies zumindest bei Auffahrunfällen oder Crashs in die Seite minimiert werden, nachdem es 2010 in Valencia zu einem schweren Abflug gekommen war. Damals raste Vettels Teamkollege Mark Webber mit seinem Red Bull ins Heck des Wagens von Heikki Kovalainen. Webber hob mit seinem Auto ab, überschlug sich, krachte mit der Oberseite auf den Asphalt und letztlich in die Reifenstapel. Er überstand den Crash wie durch ein Wunder unverletzt. „Ich muss gestehen, dass ich besorgt bin, dass nun das Gegenteil passieren könnte“, betonte Newey - sprich: Der Wagen schiebt sich unter das Auto des Vordermanns.
Die Gefahr ist das eine, das Aussehen das andere. „Es ist eine Schande, dass die Autos unattraktiv seien“, betonte Newey. „Manche Autos sehen aus wie ein Staubsauger“, meinte Vettel.
Das trifft vor allem auf den Ferrari zu. Andere Varianten wurden auch schon als Ameisenbär bezeichnet. Denn nicht wenige Teams entschieden sich für eine Lösung, bei der die Fahrzeugnase wie ein Rüssel über den Frontflügel hinausragt. Vor allem von vorne wirken die Wagen auf den ersten Blick befremdlich.
„Kinder sollten träumen, wenn sie ein Formel-1-Auto sehen - ich weiß aber nicht, welchen Traum oder Alptraum man hat, wenn man sich diese Autos anschaut“, hatte Caterham-Teamchef Cyril Abiteboul bereits gesagt: „Es erinnert mich an den Film „Alien“, wenn es aus dem Mund rauskommt.“ Unter dem merkwürdigen Varianten sticht das Modell des Caterhams allerdings selbst noch einmal heraus.
Während alle Teams sich für einen mehr oder weniger gelungen schwungvollen Übergang vom Chassis zur niedrigen Wagenspitze entschieden, ragt eine Kegelnase aus dem CT05, als wäre der Wagen noch unvollendet.
Neben der gewöhnungsbedürftigen Optik, neuer Tankregel im Rennen, die die Strategie maßgeblich beeinflussen wird, muss sich der Fan auf eine weitere Veränderung einstellen: Der Sound. „Es ist okay“, meinte Nico Rosberg. Der Mercedes-Pilot fühlt sich an die Videos aus den 80ern erinnert, als die Formel 1 auch mit Turbomotoren unterwegs war.