Rätseln in der Tropensauna: Vettel sucht den Durchblick

Sepang (dpa) - Sebastian Vettel sucht den Durchblick. Vor dem zweiten Formel-1-Saisonrennen in der Tropensauna von Sepang will der Titelverteidiger das Formpuzzle verstehen und das Reifenrätsel lösen.

Eine gewisse Verunsicherung kann der Dreifach-Weltmeister wenige Tage nach dem unerwarteten Auftaktdämpfer in Australien aber nicht verbergen. „Man muss sehr vorsichtig sein, einen Trend erkennen zu wollen“, warnte der 25-Jährige vor dem Großen Preis von Malaysia am Sonntag.

Freimütig gestehen Vettel und seine Rivalen ein, dass auch die Datenflut vom verrückten Saisonstart in Melbourne eher mehr Fragen als Antworten lieferte. Und alle wissen, dass schon der schweißtreibende Grand Prix vor den Toren von Kuala Lumpur alles wieder auf den Kopf stellen kann. „Das wird ein völlig anderes Rennen mit komplett anderen Bedingungen“, erklärte Vettel.

Nicht einmal der überlegene Australien-Sieger Kimi Räikkönen fühlt sich vor der Rückkehr an den Ort seines ersten Formel-1-Sieges sicher. „Ich denke, wir müssen zwei, drei Rennen abwarten, ehe wir überhaupt sagen können, wer wo steht“, meinte der Finne, der zum ersten Mal seit Mai 2008 als WM-Spitzenreiter an den Start geht. Auch aus der Ferrari-Garage kommen trotz der Freude über WM-Platz zwei von Fernando Alonso ähnliche Töne. „Es werden sich noch so viele Dinge in den nächsten Rennen ändern“, sagte Teamchef Stefano Domenicali.

Hauptgrund für das weiterhin unklare Kräfteverhältnis sind die unberechenbaren Reifen. Spätestens seit Melbourne wird wieder leidenschaftlich darüber diskutiert, ob der Einfluss der neuen Gummimischungen auf den Rennausgang nicht zu hoch ist. „Dieser Weg ist grundsätzlich falsch“, polterte Niki Lauda, Aufsichtsratschef beim Mercedes-Team. Paul Hembery, Motorsportboss des Herstellers Pirelli, konterte: „Wir haben die Action aufgepeppt.“

Klar ist: Wer vor dem Rennen das Geheimnis der Pneus am besten entschlüsselt, hat die größten Chancen. Und so erteilte Red-Bull-Motorsportberater Helmut Marko dem Vettel-Team vor der Reise nach Malaysia die klare Anweisung: „Wir müssen die Sache mit den Reifen besser verstehen.“ Genau das nämlich war dem Branchenführer in Australien nicht gelungen, Top-Favorit Vettel wurde nur Dritter und fuhr phasenweise deutlich langsamer als Teamkollege Mark Webber.

Die Aufgabe aber wird nicht leichter. Die schwüle Hitze in Sepang, die enorme Luftfeuchtigkeit nebst hohem Regenrisiko stellen eine gewaltige Herausforderung für Mensch und Maschine dar. „Ich schwitze mir den Hintern ab“, twitterte Mercedes-Neuzugang Lewis Hamilton schon kurz nach seiner Ankunft. Das dürfte so bleiben, denn auf dem 5,543 Kilometer langen Sepang International Circuit kann die Streckentemperatur 50 Grad erreichen.

Sauna hin, Reifen her - für Sauber-Pilot Nico Hülkenberg beginnt in Malaysia die Saison erst richtig. Der Rheinländer musste wegen eines Problems mit der Benzinzufuhr an seinem C32 auf den Start in Melbourne verzichten. „Das Schlimmste sind die verlorenen Kilometer, die mir wichtige Infos für die nächsten Rennen gegeben hätten“, sagte Hülkenberg. Jetzt bekommt er ein neues Chassis.

Auch Nico Rosberg hofft am Sonntag auf einen Glücksmoment. Seit sieben Rennen ist er ohne Punkte. In Melbourne stoppte ihn ein Elektronikdefekt. Dagegen plant Force-India-Fahrer Adrian Sutil nach den ersten Führungskilometern seiner Formel-1-Karriere den nächsten Coup. „Wenn du nicht glaubst, dass du gewinnen kannst, dann gewinnst du nie“, sagte der 30-Jährige. Kein schlechtes Motto für die seltsame Formel 1 am Beginn der Saison 2013.